Alsdorf. Die Handwerkskammer Aachen hat in der Stadthalle Alsdorf 250 neue Meister ausgezeichnet. In feierlicher Atmosphäre erhielten die Top-Fachkräfte ihre Briefe. Sie wurden vor 810 Gästen von Marco Herwartz, Arbeitgeber-Vizepräsident der Handwerkskammer, und von deren Hauptgeschäftsführer Peter Deckers überreicht. Jede Absolventin und jeder Absolvent wurden einzeln aufgerufen und erhielten vom Publikum ihren persönlichen Applaus.
Den hatten sich die neuen Meister redlich verdient. Denn sie haben in der Meisterprüfung ihr fachliches und theoretisches Können unter Beweis gestellt. Der Meisterbrief eröffnet ihnen viele berufliche Perspektiven. Darauf durften sie mit ihren Familien, Freunden und Kollegen nach dem offiziellen Programm natürlich anstoßen.
Gute Bedingungen
Die konjunkturelle Lage im Handwerk ist gut. Es läuft überall prächtig bis auf das Kfz-Handwerk, das unter den Folgen des Abgasskandals leidet und etwas weniger brummt als die anderen Gewerke. „Wir brauchen allerdings dringend mehr Fachkräfte“, betonte Herwartz im Gespräch mit Fernsehmoderator Ralf Raspe, der durch das Programm führte. Das Handwerk habe immer mehr Probleme, freie Lehrstellen zu besetzen. Aber wo nicht ausgebildet werde, könnten auch keine Nachwuchskräfte reifen. Der Vizepräsident der Kammer begrüßte die aktuellen Überlegungen, in einigen Gewerken die Meisterqualifikation wieder als Zulassungsvoraussetzung einzuführen. Die Abschaffung dieser in einigen Gewerken vor 15 Jahren habe zwar zu höheren Betriebszahlen geführt, gleichzeitig aber auch zu deutlich weniger Auszubildenden.
Welche beruflichen Möglichkeiten im Handwerk locken und was den Reiz einer Selbstständigkeit ausmacht, verdeutlichte Nadine Koss in einer Interviewrunde. Die Zahntechnikermeisterin hat 2018 den väterlichen Betrieb in Inden/Altdorf übernommen und es „bisher nicht bereut“. Ganz im Gegenteil: Sie ist froh, das Unternehmen weiterführen zu dürfen, auch wenn es natürlich einiges abverlangt. Nadine Koss, die schon als Kind immer im Betrieb mit dabei war, empfahl, sich für eine Gründung oder Übernahme genug Zeit zu nehmen und vorher erst einmal Berufserfahrung zu sammeln.
Im Übernahmeprozess wurde Nadine Koss von den Beratern der Handwerkskammer Aachen unterstützt. „Das war eine große Hilfe“, sagte die Zahntechnikermeisterin. So sei beispielsweise die gemeinsame Erstellung eines Businessplans hilfreich gewesen sowie viele andere Tipps, Auskünfte und Anregungen. Während für Nadine Koss gerade die administrativen Aufgaben der Selbstständigkeit eine beachtliche Hürde darstellen, appellierte Herwartz an alle Gründungs- oder Übernahmewilligen, das Thema Arbeitssicherheit ganz hoch aufzuhängen. Das sei einfach sehr wichtig.
Dass das vielschichtige Beratungsangebot der Kammer allen Handwerkern kostenlos zur Verfügung steht, betonte Nicole Tomys, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Kammer. „Wir beraten individuell, fair und neutral“, sagte sie und hob hervor, dass die Kammer verantwortungsbewusst beraten müsse, denn letztlich sollte das Vorhaben der Selbstständigkeit erfolgversprechend sein, damit es später nicht zu Schulden oder bei bestehenden Betrieben zu Verlusten von Arbeitsplätzen komme. Tomys sagte auch, dass eine Übernahme in der Familie erfahrungsgemäß leichter sei als wenn ein Externer den Betrieb weiterführe. Denn häufig sei das Loslassen des Lebenswerks für den Übergeber mit viel Emotion verbunden. „Da steckt ganz viel Herzblut drin und die Übergeber sehen in ihrem Betrieb einen großen Wert.“ In Einzelfällen erscheine die durch die Kammer vorgenommene professionelle Bewertung der Maschinen und des Betriebes den Übergebern als zu niedrig, treffe aber aufgrund der Fakten zu. „Da ist es wichtig, dass wir Ruhe in den Prozess bringen, neutral über Finanzfragen und Investitionen sprechen und zwischen den Parteien vermitteln“, so Tomys.
Zu den neuen Meistern gehörten auch in diesem Jahr wieder Bundeswehrsoldaten, die die Lehrgänge der Kammer besucht und die Qualifikation als Kraftfahrzeugtechniker erworben haben. Oberst Klaus-Dieter Cohrs, Kommandeur Ausbildungszentrum Technik Landsysteme und General der Heereslogistiktruppen Aachen, stellte im Gespräch mit Raspe den Wert der Kooperation mit der Kammer heraus. Die Bundeswehr sei bestrebt, ihren Absolventen die beste Ausbildung zukommen zu lassen. In diesem Punkt hätte sie mit der Handwerkskammer Aachen sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Teilnehmer würden sehr anwendungsorientiert fortgebildet.
Meisterpreis der Sparkasse
Was bisher in ihrem beruflichen Leben geschah und wie es weitergehen soll, erzählten die drei Meisterpreisträger Peter Lütten, Tischlermeister aus Aachen, Levin Stenner, Elektrotechnikermeister aus Geilenkirchen, und Jonas Sitta, Installateur- und Heizungsbauermeister aus Schleiden. Sie hatten in der Meisterprüfung besonders gut abgeschnitten und erhielten neben einigen anderen Absolventen den Meisterpreis der Sparkasse. Mit der 21. Ausschüttung der Prämien unterstrich das Kreditinstitut, wie wichtig ihm die Förderung der Meister ist. Dieses Anliegen und die Bereitschaft, Selbstständigen bei ihrer Unternehmensplanung und -entwicklung kompetent zur Seite zu stehen, hob Holger Glück, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Euskirchen, auf der Bühne hervor.
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- Flyer Meisterfeier, (pdf, 189 kb)