Düsseldorf/Aachen. Das ehrenamtliche Engagement der Chefs im Handwerk hat einen monetären Wert als Nettonutzen in Höhe von jährlich 26 Millionen Euro. Die Arbeitgebervertreter wirken in der handwerklichen Selbstverwaltung und im Prüfungswesen mit. Das geht aus einer neuen Studie des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) hervor.
Mehr als Dreiviertel der Unternehmer engagieren sich zusätzlich außerhalb der Handwerksorganisation. Vorrangig sind es die Bereiche Sport und Freizeit, Brauchtum, berufliche Interessenvertretung außerhalb des Handwerks sowie Bildung und Schule sowie Kindergarten, Kultur und Musik sowie Kirche und religiöser Bereich.
Die Ergebnisse dieser Studie mit dem Titel „Ehrenamtliches Engagement der Arbeitgeber im nordrhein-westfälischen Handwerk – Empirisches Erscheinungsbild und wirtschaftliche Bedeutung“ sind auf einer Fachveranstaltung gemeinsam mit NRW-Wirtschaftsminister Professor Andreas Pinkwart am 29. Mai in Düsseldorf vorgestellt worden. Der Minister hob den persönlichen Einsatz, die Begeisterung und das menschliche Miteinander der Ehrenamtsträger im Handwerk hervor, was er selbst immer wieder bei Terminen im Land erlebe. „Im Handwerk wird mit großer Qualität und Begeisterung gearbeitet, und das kommt auch rüber bei den Menschen“, so Pinkwart.
In dem Zusammenhang hob er die duale Ausbildung hervor. Frankreichs Präsident Macron wisse um deren Bedeutung, und auch Amerikas ehemaliger Präsident Obama habe die berufliche Bildung stärken wollen. „Ohne fundierte Bildung geht uns die Mittelschicht verloren“, betonte der NRW-Wirtschaftsminister. Bildung stärken und damit auch das Handwerk stärken, das sei Thema Nummer 1 auf Landesebene.
Geld spielt untergeordnete Rolle
Gemeinsam waren sich alle Referenten einig, dass der monetäre Aspekt nur einer unter vielen sei, um die Leistung des ehrenamtlichen Engagements zu beschreiben und zu würdigen. „Man wird mit dem Ehrenamt im Handwerk groß. Das gestaltende Element spielt eine große Rolle, weil man da was mitgestalten, was bewegen kann“, sagte WHKT-Präsident Hans Hund. Er weiß, dass vielen Handwerkern Ehrenamt vorgelebt wurde und wird, im Elternhaus und in Vereinen.
Der Autor der Studie Dr. Thomä betonte auf Nachfrage, dass die Schätzung des Nettonutzens zudem sehr vorsichtig sei, da man für die Bewertung mit einem Stundensatz von 50,82 Euro gerechnet habe. Zudem richtete er den Blick darauf, wo sich Personen aus dem Ehrenamt mehr Unterstützung wünschen, und zwar erstens die handwerksinterne Anerkennungskultur und zweitens die bessere fachliche Unterstützung durch den Ausbau ehrenamtsrelevanter Weiterbildung.
Dr. Rupert Graf Strachwitz, Direktor des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft aus Berlin, erweiterte den Blick auf das Ehrenamt und betonte, dass es nicht etwa eine Zivilgesellschaft gebe, weil es eine Demokratie gibt, sondern es genau umgekehrt sei. Ein bedeutender Teil des bürgerschaftlichen Engagements spiele sich nicht formell organisiert ab und darauf müssten sich die großen Organisationen wie Kirchen, Gewerkschaften, Parteien oder Verbände einstellen. Denn „wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft, wenn unsere freiheitliche, offene Gesellschaft überleben soll“, so Strachwitz, und dies ließe sich nicht staatlich verordnen, sondern sei getragen von Selbstermächtigung und Selbstorganisation.
Die Studie im Internet unter www.whkt.de/service/publikationen/grundsaetzliches