Aachen/ Tansania. Rolf Willenbacher hat schon viele Schüler unterrichtet. In Sachen Schweißtechnik macht dem Mann, der schon viele Jahre im Bildungszentrum BGE Aachen der Handwerkskammer arbeitet, so schnell keiner was vor. Willenbacher hat auch schon Kurse in Unternehmen gegeben, aber das Projekt im Februar war für ihn etwas Neues.
In Tansania im Osten Afrikas hat Willenbacher zwei Wochen lang Berufsschullehrer im Lichtbogen-Handschweißen unterrichtet und mitgeholfen, die Ausstattung der Werkstatt zu verbessern. Die Maßnahme gehört zu einem Projekt des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT), der mit Tansania 2017 auf Wunsch des Bundesbildungsministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit eine Kooperation vereinbart hat. Tansania gehört mit einem jährlichen Wachstum von 6 bis 7 Prozent zwar zu den dynamischsten Wirtschaftsmärkten in Subsahara-Afrika, weist jedoch gleichzeitig einen hohen Grad an Selbstversorgung bei extrem niedriger Mechanisierung von lediglich 12 Prozent in der Landwirtschaft auf. Mithilfe der Schweißtechnik soll es künftig bessere Möglichkeiten geben, Geräte und Fahrzeuge zu reparieren. Ein weiteres Ziel des Projekts ist die Einführung des dualen Berufsausbildungsganges „ Land- und Baumaschinenmechaniker“.
Am Anfang seines Aufenthalts hat Willenbacher zunächst einmal den Bestand vor Ort aufgenommen. Die Gegebenheiten waren natürlich ausbaufähig und so sollte zunächst Schritt für Schritt erweitert werden. Einige europäische Hersteller sind durchaus bereit, moderne Maschinen zur Verfügung zu stellen, wenn gewährleistet ist, dass Fachkräfte, die sie bedienen können, aus- und fortgebildet werden. Durch die Unterstützung von Willenbacher und seinem Kollegen Elmar Bauer aus dem Metallbereich, der im Juni nach Tansania geht, verbessern die Benutzer ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an den Geräten. Darüber hinaus werden sie im Umgang mit Zusatzwerkstoffen sowie in Sicherheits- und Arbeitsschutzthemen geschult.
Der Unterricht einer kulturell völlig anderen Schülergruppe war für Willenbacher sehr spannend. „Zum Kennenlernen ist es wichtig, dass man zusammen isst oder Bus fährt“, sagt er. Denn Vertrauen ist wichtig, um miteinander erfolgreich zu sein und beim Lernen Fortschritte zu erzielen.
Die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung sowie der Aufbau von beruflichen Perspektiven in Flüchtlingsländern wie Tansania sollen helfen, die Flüchtlingsströme zu begrenzen.
WHKT-Hauptgeschäftsführer Reiner Nolten sagt: „Die berufliche Bildung ist der Schlüssel im Kampf gegen Armut und Hunger. Das deutsche Handwerk kann deshalb mit seinen umfangreichen Möglichkeiten in der dualen Berufsausbildung einen ganz wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Menschen vor Ort eine realistische Perspektive zu geben.“ Das Projekt läuft zunächst bis 2020.