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Pressemitteilung vom 17.10.2023Konjunkturumfrage Handwerk: Gutes Sommerhalbjahr, aber am Bau droht Krise

Große regionale Unterschiede und Verbraucher müssen sich auf weiter steigende Preise einstellen.

Aachen. „Trotz Rezession, hoher Inflation und einer spürbaren Konsumzurückhaltung blickt das regionale Handwerk auf ein gutes Sommerhalbjahr 2023 zurück, womit sich die optimistischen Prognosen des Frühjahrs bestätigt haben.“ Dies hat Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Aachen, heute bei der Vorstellung der Ergebnisse der Konjunkturumfrage Herbst 2023 bilanziert. An der Umfrage beteiligten sich rund 930 Betriebe aus dem gesamten Kammerbezirk, was einen Rekord darstellt und wodurch ein besonders präzises Bild der aktuellen Situation und der künftigen Entwicklungen der Handwerksbetriebe gezeichnet werden kann.

Nahezu alle wichtigen Kenngrößen sind im Vergleich zur Frühjahrsuntersuchung im grünen Bereich: So bewerteten Ende September 85 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“. Auch bei den Auftragseingängen gab es positive Vorzeichen. 23 Prozent der Unternehmen verzeichneten eine verbesserte Auftragslage und weitere 47 Prozent meldeten stabile Zahlen. Auch der Gesamtumsatz entwickelte sich im Durchschnitt erfreulich: 40 Prozent konnten ihr Erlösniveau halten, jeweils 30 Prozent verbuchten Zuwächse beziehungsweise Rückgänge. Im Frühjahr mussten noch 37 Prozent der Unternehmen von rückläufigen Umsätzen berichten. „Diese Bilanz ist angesichts der Vielzahl von Krisen überaus positiv. Aber die Studie offenbart gleichzeitig, dass sich die Stimmung zusehends eintrübt“, beschrieb Stoffels die Situation.

Speziell beim gesamtgesellschaftlich extrem wichtigen Bauhauptgewerbe, zu dem unter anderem Maurer, Betonbauer, Zimmerer und Dachdecker gehören, prognostizieren die Frühindikatoren eine rückläufige Entwicklung. So sanken in diesem Segment sowohl die Auftragseingänge als auch die Gesamtumsätze überproportional stark. Zudem reduzierten 39 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen und 27 Prozent mussten Personal abbauen. Der Kammerdurchschnitt über alle Gewerkgruppen lag bei 22 Prozent. „Noch drehen sich die Kräne auf den Baustellen, aber sie werden langsamer und immer mehr kommen komplett zum Stillstand“, erläuterte Stoffels und ergänzte: „Aktuell werden Altaufträge abgearbeitet und es fehlen die Folgeprojekte.“ Vor diesem Hintergrund unterstützte er die Forderung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), die kürzlich beim Wohnungsbaugipfel beschlossenen zentralen Punkte zeitnah umzusetzen. Hierzu gehört vor allem die attraktivere Ausgestaltung der KfW-Neubauprogramme, die Implementierung des „Gebäudetyps E“ in die Landesbauordnungen, die konsequente Umsetzung der Digitalisierung der gesamten Planungs- und Genehmigungsverfahren oder eine Öffnungsklausel für die Grunderwerbssteuer. Denn wenn das Bauhandwerk in die Krise rutsche, steuere die Branche auf einen unumkehrbaren Personal- und Kapazitätsabbau zu, wie ihn die Gastronomie während der Coronapandemie erlebte. „Damit stünden wichtige Zukunftsprojekte der Bundesregierung auf der Kippe: Energiewende, Wohnungsbau, energetische Gebäudesanierung sowie Infrastrukturvorhaben. Die Künstliche Intelligenz kann viel, aber sicher keine Brücken, Schienen oder Wohnungen bauen.“

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Prognose trübt sich ein

Signifikant beeinflusst von den rückläufigen Zahlen im Bauhauptgewerbe trübt sich insgesamt die Stimmung der 17.500 Handwerksbetriebe in der Städteregion Aachen sowie den Landkreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg ein. 29 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage, im Frühjahr waren es 25 Prozent. Auch gehen nun 34 Prozent von leereren Auftragsbüchern aus. Dies schlägt sich in einer zurückhaltenden Investitionsbereitschaft für Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung nieder. „Ohne ein schnelles politisches Handeln droht zudem nicht nur im Baubereich ein Personalabbau“, erklärte Stoffels.

Wie die Studie weiter zeigt, müssen sich die Verbraucherinnen und Verbraucher in Anbetracht der konstant hohen Inflation und damit hohen Preisen für Vorprodukte in den kommenden Monaten auf weiter steigende Verkaufspreise einstellen. 52 Prozent der Befragten stimmen ihre Kundschaft auf höhere Rechnungen ein, nur zwölf Prozent erwarten niedrigere. „Vor allem im Nahrungsmittel, Ausbau- und Kfz-Gewerbe sowie den personenbezogenen Dienstleistungen, wie Friseure oder Kosmetiker, müssen die Unternehmen ihre teilweise deutlich höheren Kosten weitergeben“, erläuterte Stoffels.

Große regionale Unterschiede

Nicht nur in den Gewerken, sondern auch in den einzelnen Landkreisen bewerteten die Handwerksbetriebe ihre Geschäftsaussichten unterschiedlich. Überdurchschnittlich positiv ist die Stimmung in der Städteregion Aachen, die in allen Bereichen (Geschäftslage, Beschäftigung, Auftragseingänge und Gesamtumsätze) die Top-Platzierung einnimmt. Das gilt sowohl beim Rückblick auf das vergangene halbe Jahr als auch beim Ausblick auf den nahenden Winter. Deutlich skeptischer ist speziell der Ausblick hinsichtlich der künftigen Geschäftslage in den Landkreisen Heinsberg (-16 Prozent) und Euskirchen (-15 Prozent). Dies resultiert vor allem aus einem deutlichen Auftragsrückgang. Während in Heinsberg 40 Prozent mit sinkenden Auftragszahlen rechnen, sind es in Euskirchen noch immer 36 Prozent. Die 3.600 Betriebe im Kreis Düren sind etwas optimistischer, jedoch rechnen auch hier 34 Prozent mit rückläufigen Umsatzzahlen. In allen drei ländlich geprägten Kreisen prognostizieren die Betriebe einen Personalabbau, während in der Städteregion Aachen eine leicht positive Tendenz zu erkennen ist. Georg Stoffels fasste das abschließend zusammen: „Heinsberg und Euskirchen sind traditionell die Baukreise im Kammerbezirk. Wenn die Wirtschaft gut läuft, zeigt sich das in guten Geschäftszahlen, umgekehrt sind diese beiden Landkreise auch das Fieberthermometer für Deutschland.“



Service für Redaktionen:

Als regionale Dachorganisation vertritt die Handwerkskammer Aachen die Interessen von rund 17.500 Handwerksbetrieben mit ihren über 86.000 Angestellten und knapp 5.600 Lehrlingen in der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg. Mit einem Umsatz von circa 9,2 Milliarden Euro ist das Handwerk eine der wirtschaftlichen Stützen im Kammerbezirk.

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