Handwerkskammer Aachen zieht gemeinsam mit Partnern Ausbildungsmarktbilanz 2025. v.l. Georg Stoffels (Hauptgeschäftsführer HWK Aachen), Ellen Lenders (Senior Expertin Bildungsberatung/-politik IHK Aachen), Silke Gego (Vice President Global Human Relations Dr. Babor GmbH & Co. KG), Ulrich Käser (Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Aachen-Düren)
News vom 17.11.2025Ausbildungsmarkt 2025
Handwerk im Kammerbezirk bleibt stabil. Frühe Orientierung wichtiger denn je.
Mit 1.993 neuen Ausbildungsverträgen bis zum 31. Oktober 2025 zeigt das Handwerk im Bezirk der Handwerkskammer (HWK) Aachen trotz rückläufiger Bewerberzahlen eine weiterhin robuste Ausbildungsbereitschaft. Zwar liegt das Ergebnis um vier Prozent unter dem Vorjahr, dennoch bleibt das Handwerk ein zentraler Ausbilder in der Region. Die regionale Verteilung zeigt dabei ein gewohnt differenziertes Bild:
- StädteRegion Aachen: 753 neue Verträge
- Kreis Düren: 415
- Kreis Euskirchen: 327
- Kreis Heinsberg: 498
Trotz unterschiedlicher Ausgangslagen in den Regionen unterstreicht die hohe Ausbildungsbereitschaft, dass die Betriebe weiter konsequent in ihren eigenen Nachwuchs investieren.
„Es gibt immer noch viele junge Menschen, die sich fürs Handwerk interessieren. Sie können also getrost weiterhin die Kfz-Werkstatt und den Bäcker Ihres Vertrauens aufsuchen.“, betont HWK-Hauptgeschäftsführer Georg Stoffels.
Bemerkenswert ist der weiterhin steigende Anteil von Jugendlichen mit (Fach-)Abitur, der inzwischen 22 Prozent erreicht hat. Das Handwerk spricht damit zunehmend auch höher qualifizierte Schulabgängerinnen und -abgänger an.
Stoffels ordnet die Entwicklung ein: „Die Neigung zum Studium ist nach wie vor hoch, aber wir stellen fest, dass eine gewisse Akademisierungsmüdigkeit eintritt.“
Die Zahlen deuten darauf hin, dass das Handwerk zunehmend als attraktive Alternative zur akademischen Ausbildung wahrgenommen wird – nicht zuletzt wegen sicherer Berufsperspektiven, vielfältiger Spezialisierungen und modernen Arbeitsumfeldern.
Der Frauenanteil in den handwerklichen Ausbildungsberufen liegt mit 16 Prozent erneut über dem Vorjahr (2024: 14 Prozent). Die Kammer sieht dies als wichtiges Signal für die Öffnung des Handwerks und die Attraktivität technischer Berufe für junge Frauen.
Top 3 der neuen Ausbildungsverträge:
- Kfz-Mechatroniker/in
- SHK-Anlagenmechaniker/in
- Elektroniker/in
Damit bleibt das technische Handwerk weiterhin der stärkste Bereich im Kammerbezirk.
Um junge Menschen früh für praktische Tätigkeiten zu begeistern, setzt die HWK auf frühzeitige Orientierung. „Berufsorientierung startet bei uns schon im Kindergarten“, erklärt Stoffels und wirbt für den bundesweiten Kita-Wettbewerb des Handwerks, der Kindern spielerisch handwerkliche Erfahrungen näherbringt.
Gerade vor dem Hintergrund zunehmend digital geprägter Lebenswelten gewinnt das praktische Tun an Bedeutung. Stoffels: „Diese Fähigkeiten würden mehr und mehr verkümmern, wenn wir sie nicht fördern.“
Freiwilliges Handwerksjahr und Technikunterricht
Um jungen Menschen echte Einblicke und Orientierung zu geben, fordert die Handwerkskammer Aachen strukturelle Änderungen im Bildungssystem: Ein Freiwilliges Handwerksjahr, analog zum Freiwilligen Sozialen Jahr und inspiriert von dem in Schleswig-Holstein praktizierten Modell. Außerdem verbindlichen Technikunterricht an allen Schulformen, um haptische, motorische und technische Grundkompetenzen zu stärken. Die Kammer sieht diese Maßnahmen als zentrale Bausteine, um dem Fachkräftebedarf nachhaltig gerecht zu werden.
Die Entwicklung zeigt: Das Handwerk im Kammerbezirk bleibt stabil – aber der Wettbewerb um junge Menschen nimmt zu. Frühzeitige Berufsorientierung, gesellschaftliche Wertschätzung und gezielte politische Rahmenbedingungen werden entscheidend sein, um auch künftig genügend Nachwuchs zu begeistern.