Zuckersüß: Malika Boymirzoeva ist Deutschlands zweitbeste Bäckerin. Diesen Monat vertritt die Tadschikin ihre neue Heimat bei der Weltmeisterschaft der Bäcker in Taiwan. Foto: Doris Kinkel-SchlachterZweiter Bundessieger in der ersten Reihe: Für Florian Engelmann war der Erfolg auf Bundesebene eine Ehre, aber auch nichts Besonders, weil für ihn gute Arbeit mit einem hohen Standard selbstverständlich ist. Foto: privatErfolgreiches Handwerk in der Eifel: Mit dem zweiten Bundessieger Christian Schweitzer (2.v.r.) freuen sich die Geschäftsführer der Rudi Henn Bauunternehmung GmbH, Michale Henn und Thomas Koll (r.) sowie der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, Georg Stoffels. Foto: Elmar Brandt
Zuckersüß: Malika Boymirzoeva ist Deutschlands zweitbeste Bäckerin. Diesen Monat vertritt die Tadschikin ihre neue Heimat bei der Weltmeisterschaft der Bäcker in Taiwan. Foto: Doris Kinkel-Schlachter Zweiter Bundessieger in der ersten Reihe: Für Florian Engelmann war der Erfolg auf Bundesebene eine Ehre, aber auch nichts Besonders, weil für ihn gute Arbeit mit einem hohen Standard selbstverständlich ist. Foto: privat Erfolgreiches Handwerk in der Eifel: Mit dem zweiten Bundessieger Christian Schweitzer (2.v.r.) freuen sich die Geschäftsführer der Rudi Henn Bauunternehmung GmbH, Michale Henn und Thomas Koll (r.) sowie der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, Georg Stoffels. Foto: Elmar Brandt

News vom 09.02.2023Deutschlands zweitbeste Handwerker kommen aus unserer Region

Malika Boymirzoeva, Florian Engelmann und Christian Schweitzer haben Karriere gemacht und es nach ganz oben geschafft.

Von Doris Kinkel-Schlachter und Elmar Brandt

Region. Handwerk, dafür hat Florian Engelmann sich schon früh interessiert. Anpacken, einfach machen, das lag dem jungen Mann schon immer. Den Vater als gelernten Kfz-Meister wird es gefreut haben, als der Sohn dann auch eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker (Einsatzgebiet: Drehmaschinensysteme) bei Staudt-Hydraulik in Geilenkirchen anfing. Das lief so gut, dass der heute 20-Jährige sich auf NRW-Ebene bester und deutschlandweit zweitbester Zerspanungsmechaniker nennen darf. Diesen Titel hat er beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks errungen.

Das Handwerk ruft jedes Jahr zum Leistungswettbewerb auf. Mit ihm sollen die Vorzüge der dualen Ausbildung in der Öffentlichkeit herausgestellt werden. Außerdem soll gezeigt werden, wie spannend, vielseitig und anspruchsvoll das Handwerk ist. Der Wettbewerb startet regional auf Kammerebene, die Ersten in ihren Berufen messen sich danach auf Landesebene und für die Besten heißt es schließlich auf Bundesebene noch einmal alles geben.

Florian Engelmann musste sich am Ende gegen einen Mitbewerber geschlagen geben, freut sich aber natürlich über den zweiten Bundessieg. „Es ist eine Ehre“, sagt der Zerspanungsmechaniker. „Allerdings ist es jetzt nicht so etwas Besonderes“, fügt er dann überraschend hinzu. Deutschlands zweitbester Handwerker in seinem Beruf zu sein, ist nichts Besonderes? „Ich erledige meine Arbeit immer und lege Wert auf einen hohen Standard. Dann kann man solche Erfolge verbuchen“, sagt Engelmann selbstbewusst. In seinem Umfeld hätten sich alle gefreut, aber es wäre eben auch keine große Überraschung gewesen. „Ich habe diesen Leistungswettbewerb nicht als Druck empfunden. Ich habe das für mich gemacht, aus Spaß, und um zu sehen, wo ich stehe.“

Natürlich war auch die Freude beim Ausbildungsbetrieb groß. Die Firma Staudt-Hydraulik bildet seit 1980 erfolgreich aus. „Als Unternehmer in dritter Generation freue ich mich, dass der Großteil unserer Auszubildenden unserem Unternehmen treu geblieben ist. So sind immer noch Auszubildende aus den Anfängen als Ausbildungsbetrieb um 1980 für uns tätig. Florian Engelmann ist der zweite Bundessieger unter unseren Azubis. 2001 gelang dieser Schritt bereits Herrn Ott, dieser ist nun 20 Jahre betriebsangehörig und ist nicht nur Fertigungsleiter, sondern auch Ausbilder, unter anderem von Herrn Engelmann. Zurzeit beschäftigen wir zwei Auszubildende, deren Werdegang wir mit großem Interesse verfolgen, denn wir legen großen Wert auf die Ausbildung neuer Fachkräfte“, betont Geschäftsführer Thomas Staudt.

Florian Engelmann geht seinen Weg, allerdings vorerst nicht mehr im Handwerk. Er hat den Arbeitgeber gewechselt, ist jetzt in einem Industriebetrieb in der Entwicklung tätig: „Ich habe dort neue, interessante Aufgabenfelder mit weiteren Einblicken.“ Er habe gerne bei Staudt-Hydraulik gearbeitet, die Ausbildung sei gut gewesen. Schon vor drei Jahren hat der 20-Jährige mit dem Maschinenbautechniker angefangen, den er an der Abendschule absolviert. In anderthalb Jahren hat Engelmann dann einen weiteren Titel.

Kleine Brötchen, großer Auftritt

Sich abends weiterbilden, das steht für Malika Boymirzoeva ab März an. Dann besucht sie die Meisterschule der Handwerkskammer Aachen und macht ihren Meister als Bäckerin in Teilzeit. Eigentlich wollte sie damit schon im Januar anfangen, aber jetzt geht es für die zweite Bundessiegerin erstmal nach Taiwan zur Weltmeisterschaft der Bäcker, da muss der Meister noch ein bisschen warten.

In Geduld üben müssen sich auch noch einige Medienvertreter – wie derzeit SAT.1. Der Spiegel, RTL, BILD, WDR, Aachener Zeitung und unsere Handwerkswirtschaft haben bereits über junge Frau berichtet, „Michael Nobis hat mich schon gefragt, ob ich einen Manager brauche“, sagt die 25-Jährige und lächelt.

Der plötzliche Bekanntheitsgrad hat Malika Boymirzoeva kein bisschen abheben lassen. Wenn einer im übertragenen Sinne kleine Brötchen backt, also ganz bescheiden ist und damit trotzdem groß rauskommt, dann kann es nur die sympathische Bäckerin sein, die ihre Wurzeln in Tadschikistan hat und ihre Ausbildung sehr erfolgreich bei Nobis Printen absolviert hat. Jetzt vertritt sie ihre neue Heimat im Team beim „UIBC International Competition of Young Bakers“. Der Weltverband der Bäcker und Konditoren richtet die WM in Taiwan aus. Darauf bereitet sich Malika an der Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks in Weinheim akribisch vor.

An den Wochenenden kommt sie nach Hause, schaut bei Nobis in die Backstube rein, packt mit an, bereitet den Geburtstag von Kollegen mit vor, gibt Interviews oder springt spontan als Übersetzerin im internationalen Nobis-Team ein. „Malika ist ein Hans Dampf in allen Gassen, sie weiß, was sie will, ist schnell, begreift und setzt um“, sagt Michael Nobis. „Hör‘ mal Malika, was kannst du eigentlich nicht“, hat sein Bruder Heiner die talentierte Bäckerin zuletzt noch gefragt. Was wegen Zeitmangel und Vorbereitung auf die WM zurzeit nicht geht, sind gemeinsame Mittagessen zu Hause mit ihrem Mann. Normalerweise sorge sie für die warme Mahlzeit, das sei üblich in ihrer Kultur. „Jetzt kocht er oder die Küche bleibt kalt“, sagt sie, lacht und fügt hinzu: „Ich bekomme große Unterstützung von meinem Mann. Er sagt: ‚Wow Malika, du machst das so super, und du schaffst alles‘.“

Unterstützung hat die 25-Jährige von Anfang an bekommen, aber sie wusste eben auch genau, was sie wollte und hatte ihre Ziele klar vor Augen, als sie im Dezember 2018 nach Deutschland kam. Nobis habe sie sehr unterstützt, auch ihr Ausbilder Daniel Zamel. „Es ist nicht wichtig, wo du herkommst, sondern wo du hinwillst“, lautet ein Slogan im Handwerk. „Liebe Malika, das lebst du, das verkörperst du. Es ist toll, wie du das Handwerk repräsentierst, menschlich wie fachlich. Wir sind froh, dass wir dich haben, auch bei unseren Botschaftern für das Handwerk“, gratulierte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, Georg Stoffels, der zweitbesten Bäckerin Deutschlands.

Dankbar für viele Erfahrungen

Was er will, weiß Christian Schweitzer auch. Der deutsche Vizemeister bei den Beton- und Stahlbetonbauern aus Monschau hat ein klares Ziel: Bauleiter. Deswegen hat er bei der Rudi Henn Bauunternehmung GmbH in Simmerath die Ausbildung gemacht, und wie man sieht, sehr erfolgreich. Nachdem er den Gesellenbrief erworben hat, widmet er sich jetzt erst einmal dem Studium an der FH Aachen im  Bauingenieurwesen. So lange es geht möchte er aber parallel dazu auch noch ein bisschen in der Praxis bleiben und als Geselle arbeiten.

Der Bau hat es Christian Schweitzer einfach angetan und im Rückblick ist er sehr dankbar für die vielen Erfahrungen, die er während seiner Ausbildung machen durfte. So dankt er ausdrücklich seinen Ausbildern, die ihm schon während der Lehrzeit viel Abwechslung geboten und ihn an großen Projekten hätten teilhaben lassen. Und er schaut auch gerne auf die Wettbewerbe zurück, vor allem auf den Bundeswettbewerb in Berlin, als er auf Konkurrenten aus ganz Deutschland traf und mit ihnen im kollegialen Austausch sehr viel lernen konnte. Die Prüfungsaufgabe, ein umfangreicher Schalungsbau war sehr anspruchsvoll, und deswegen war es auch sehr interessant, zu erfahren, wie unterschiedlich die einzelnen Teilnehmer an die Herausforderung herangingen.

Diese hervorragenden Handwerker haben tolle Aussichten, denn die Zahl der Bewerber wird immer kleiner, die Betriebe suchen händeringend nach Fachkräften. „In zehn Jahren wird es richtig eng“, sagt Thomas Koll, Geschäftsführer bei der Rudi Henn Bauunternehmung GmbH, weil dann viele ältere Mitarbeiter nicht mehr da sind, und es sehr schwer wird, sie zu ersetzen. Wie wichtig deswegen die Nachwuchsförderung im Handwerk ist, weiß auch Michaele Henn, Geschäftsführerin bei der Rudi Henn Bauunternehmung GmbH, die sich wünscht, dass die jungen erfolgreichen Gesellen in Schulen, bei Auszubildenden, also in der Öffentlichkeit von ihren Siegen erzählen und für ihre Berufe werben, weil das bestimmt junge Menschen locken würde. Christian Schweitzer könnte sich das sehr gut vorstellen. Zum Beispiel in der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung im Bildungszentrum BGZ Simmerath der Handwerkskammer Aachen. Ihr Hauptgeschäftsführer Georg Stoffels ist jedenfalls sehr froh, dass er den erfolgreichen Beton- und Stahlbetonbauer jetzt schon persönlich kennenlernen und ihm wie allen anderen zweiten Bundessiegern auch eine Prämie der Stiftergemeinschaft zur Förderung des Handwerks in der Region Aachen in Höhe von 500 Euro überreichen durfte. Dazu dann noch Urkunden für Christian Schweitzer und für seinen Ausbildungsbetrieb.