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News vom 02.09.2025Die stillen Stützen des Handwerks

Ehrenamt: Wenn Meisterinnen, Gesellen und Lehrkräfte ihre Zeit verschenken, gewinnen alle – Betriebe, Nachwuchs und Gesellschaft.

von Doris Schlachter

Ohne Ehrenamt wäre das Handwerk nicht das, was es heute ist: stark, lebendig, zukunftsorientiert. Rund 2.000 Frauen und Männer in der Region Aachen engagieren sich freiwillig in Ausschüssen, als Prüferinnen und Prüfer oder in Gremien. Sie geben ihr Wissen weiter, investieren Zeit und Energie – und leisten damit einen unschätzbaren Beitrag für Ausbildung, Qualität und Nachwuchsförderung im Handwerk.

Dass dieses Engagement keine Selbstverständlichkeit ist, machte die Handwerkskammer Aachen bei ihrem Tag des Ehrenamtes auf Burg Flamersheim im Kreis Euskirchen deutlich – jedes Jahr wird diesem Tag ein ehrwürdiger Rahmen mit Programm gewidmet. Dort wurden zuletzt 34 Persönlichkeiten ausgezeichnet: zwölf mit der Verdienstnadel in Gold für mindestens 25 Jahre, 22 mit der Verdienstnadel in Silber für mindestens 15 Jahre unermüdlichen Einsatz.

»Sie sind das Rückgrat unserer Organisation«, betonte Kammerpräsident Marco Herwartz in seiner Ansprache. Er erinnerte daran, dass Ehrenamt weit mehr sei als ein schöner Zusatz: »Sie teilen Ihr Fachwissen, Ihre Leidenschaft und Ihre Zeit – ganz ohne Rechnung und ohne Zahlungsziel. Damit sichern Sie die hohe Qualität unseres Bildungssystems und tragen dazu bei, dass wir die Fachkräfte bekommen, die wir so dringend brauchen.«

Auch Hauptgeschäftsführer Georg Stoffels machte deutlich, dass ohne ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer keine Ausbildung gelingen könne: »Ihre Arbeit sorgt für Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Sie garantieren, dass Prüfungen fair ablaufen und Leistungsstandards eingehalten werden. So geben Sie jungen Menschen die Basis für ein erfolgreiches Berufsleben.«

Der Festredner Manfred Lang, Diakon, Autor und Mitglied der berühmt-berüchtigten »Eifel-Gäng«, stellte die gesellschaftliche Dimension des Engagements heraus: »Das Ehrenamt ist der unsichtbare Motor des Handwerks! Sie sind das, was diese Region stark macht, was sie zusammenhält. Mitmenschlichkeit und Gemeinschaftssinn sind (noch) nicht aus der Mode gekommen.« Seine Worte trafen den Kern – denn was die Geehrten verbindet, ist nicht nur Fachwissen, sondern auch Haltung.
 

Das sagen die Engagierten

Diese Haltung wurde in den Stimmen der Ehrenamtlichen selbst greifbar:

 Andreas Jenniches, Bäckermeister, Hellenthal:
»Mir macht es Spaß, mich im Prüfungsausschuss zu engagieren. Für mich ist es interessant zu sehen, was die Auszubildenden können, denn sie sind die Zukunft des Bäckerhandwerks.«

Kraftfahrzeugelektrikermeister Frank Pardemann, Bad Münstereifel:
»Wir brauchen die Jugend, die später das macht, was wir heute tun. Also ist für mich klar, dass ich mich in ihrer Ausbildung engagiere und in der Prüfungskommission bin. So habe ich gewisse Mitsprachemöglichkeiten. Sie ist mir wichtig, denn ich liebe meinen Job, ich bin dafür geboren.«

Modistenmeisterin Beate Kahl, Solingen:
»Durch mein ehrenamtliches Engagement kann ich Menschen die Möglichkeit geben, ihre Leidenschaft zu leben und auch, dass alles, was angeboten wird im Handwerk, mitgenommen wird.«

Metallbauermeister Norbert Weber, Aachen:
»Ehrenamt ist für mich die Möglichkeit, mich zu engagieren und den Leuten zu helfen, die es nötig haben, die nicht auf der Sonnenseite stehen. Und natürlich auch der Aspekt, das mitzugeben, was ich kann und an Erfahrung habe.«

 
Ehrenamt im Handwerk – mehr als Prüfungen

Das, was im Kammerbezirk von Aachen über Düren und Euskirchen bis hin nach Heinsberg sichtbar wird, ist eingebettet in ein bundesweites Bild: Deutschland ist ein Land des Ehrenamts. Rund 29 Millionen Bürgerinnen und Bürger engagieren sich freiwillig – und Handwerkerinnen und Handwerker stehen hier an vorderster Front. Ob in Sport- und Brauchtumsvereinen, in Kirchengemeinden, bei den Freiwilligen Feuerwehren oder in der handwerklichen Selbstverwaltung: Ihr Engagement ist vielfältig und tief in den Regionen verwurzelt.

Seit Jahrhunderten organisiert sich das Handwerk selbst – getragen vom Einsatz Ehrenamtlicher. Allein in den Ausschüssen für Meister- und Gesellenprüfungen sind bundesweit 50.000 Handwerkerinnen und Handwerker aktiv. Gemeinsam mit Hauptamtlichen in Kammern, Innungen und Kreishandwerkerschaften bilden sie das Fundament einer funktionierenden Selbstverwaltung, die von der Führung der Handwerksrolle über Ausbildungsordnungen bis zur Interessenvertretung reicht.

Und nicht zuletzt wirkt Ehrenamt im Handwerk über Grenzen hinweg: In der Entwicklungszusammenarbeit engagieren sich Betriebe und Organisationen seit Jahrzehnten. Sie helfen beim Aufbau beruflicher Bildung, vermitteln technisches Know-how und tragen so dazu bei, Lebensbedingungen zu verbessern und Brücken zwischen Ländern und Kulturen zu schlagen.
 

Engagement mit Signalwirkung

Die Vielfalt dieser Stimmen und Fakten zeigt: Ehrenamt im Handwerk bedeutet Verantwortung für die nächste Generation, für die Gesellschaft und weit darüber hinaus. Ob Bäckermeister, Kfz-Experte, Modistin oder Metallbauer – sie alle und viele weitere beweisen, dass Leidenschaft für den Beruf weit über die eigene Werkstatt hinauswirkt.

Der Tag des Ehrenamtes, den die Handwerkskammer Aachen jedes Jahr veranstaltet, ist deshalb weit mehr als eine feierliche Auszeichnung. Er ist ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung – und ein Appell, die Bedeutung des Ehrenamtes nicht aus dem Blick zu verlieren. Oder, wie es HWK-Präsident Marco Herwartz in seinem Grußwort mit einem Zitat von Robert Baden-Powell ausdrückte: »Versucht, die Welt ein wenig besser zu verlassen, als ihr sie vorgefunden habt.«

 

Die Geehrten des „Tags des Ehrenamtes“ 2025
 

Handwerkskammer Aachen - Doris Schlachter


Verdienstnadel in Gold (mindestens 25 Jahre Ehrenamt):

  • Dipl.-Ing., Oberstudienrat Stephan Bode, Monschau
  • Oberstudienrat Thorsten Bohm, Aachen
  • Kfz-Mechanikermeister Peter Paul Bornheim, Mechernich
  • Wolfgang Goblet, Moresnet
  • Modistenmeisterin Beate Kahl, Solingen
  • Uwe Knobbe, Mechernich
  • Oberstudienrat Christian Krause, Geilenkirchen
  • Friseurmeister Theobert Thater, Weilerswist
  • Elektroinstallateurmeister Peter Theilig, Kall
  • Johannes Thur, Dahlem
  • Oberstudienrat Martin Wilbrand, Aachen

Handwerkskammer Aachen - Doris Schlachter

 
Verdienstnadel in Silber (mindestens 15 Jahre Ehrenamt):

  • Oberstudienrätin Rosa Birkenstock, Swisttal
  • Berufsschullehrerin Annette Brinkschulte-Mörsberger, Leverkusen
  • Friseurmeisterin Sabine Dahmen, Kall
  • Oberstudienrätin z.A. Martina Flöth, Wegberg
  • Oberstudienrat Bernhard Güttler, Nideggen
  • Kfz-Mechanikermeister Jörg Hanisch, Erkelenz
  • Gold- und Silberschmiedemeister Philipp Hausmann, Aachen
  • Maurer- und Betonbauermeister Manfred Hermanns, Schleiden
  • Rudolf Hermanns, Heinsberg
  • Oberstudienrat Stefan Hof, Langerwehe
  • Schlossermeister Heinz-Josef Jansen, Erkelenz
  • Rüdiger Jansen, Gangelt
  • Bäckermeister Andreas Jenniches, Hellenthal
  • Tobias Klein, Dahlem,
  • Thorsten Nett, Zülpich-Schwerfen
  • Kraftfahrzeugelektrikermeister Frank Pardemann, Bad Münstereifel
  • Maurer- und Betonbauermeister Axel Schömer, Düren
  • Lehrerin i.A. Christiane van Betteray, Geilenkirchen
  • Metallbauermeister Norbert Weber, Aachen
  • Goldschmiedemeisterin Beate Wimmer, Aachen