
News vom 05.08.2025Erfahrungen von Schülern auf der Suche nach einem Praktikumsplatz
Einfach mal ansprechen!
Es geht um aufgeschlossene, motivierte Schüler, die echte Einblicke ins Berufsleben sammeln möchten – und um Betriebe, die mit genau diesen jungen Leuten ins Gespräch kommen wollen. Die überraschende Erkenntnis: Wenn es zwischen der digitalen Generation und ihren möglichen Arbeitgebern hakt, dann bei der Kommunikation.
Es erscheint fast paradox: Heutige Schüler haben den Ruf, ständig in Gesprächen mit einer Unmenge an Kontakten und auf diversen Plattformen wie Instagram, Youtube oder Whatsapp zu sein, moderne Betriebe sind mit Mail- und Social-Media-Kanälen bestückt und zu Recht stolz darauf. Doch das heißt noch lange nicht, dass beide Seiten immer leicht ins Gespräch kommen. Ein Telefonat oder der persönliche Kontakt sind oftmals immer noch der bessere Weg.
Vier junge Leute von den Gesamtschulen in Stolberg und Aachen haben einen Platz für das dreiwöchige Schulpraktikum gesucht und knüpften auf dem Weg dorthin erste direkte Kontakte mit der Arbeitswelt. Wohlgemerkt: An dieser Stelle soll es nicht um Praktikumsinhalte, gute und schlechte Betreuung und altersgerechte Wissensvermittlung gehen, sondern schlicht um die Kontaktanbahnung, wie die vier sie in der Schule gelernt hatten: grammatikalisch korrekt, freundlich, mit Infos zur Person und per E-Mail, Lebenslauf und Foto angehängt. Mit der Leistung der Lehrer sind die Schüler übrigens sehr zufrieden: »Wir haben gelernt, wie man den Betrieben schreibt und hatten vorher schon Infos zu den Berufen bekommen. Und die Schüler, die sich um nichts gekümmert haben, haben echt Druck von der Lehrerin bekommen« – ein Lob aus Schülermund also, das nicht gerade alltäglich ist.
Bestnoten für den Tischler
Bestnoten verdiente der Tischlerbetrieb: Er reagierte innerhalb weniger Stunden auf Jans Praktikumsanfrage-Mail. Die Antwort war sehr freundlich und wertschätzend: Man danke für die Mail, habe aber selbst keinen freien Platz mehr. Doch der Betrieb im Nachbarort habe einen guten Ruf und freue sich bestimmt über die Anfrage, Telefonnummer und Mailadresse beigefügt. Mit dieser Empfehlung im Gepäck meldete er sich dann dort, ebenfalls per Mail. Der Chef lud ihn zu einem kurzen Vorstellungsgespräch ein und einige Tage später kam die Zusage: Er hatte seinen Wunsch-Praktikumsplatz. Um Jans Praktikums-Erfahrungen abzurunden: Nach den drei Wochen im Betrieb hat er sich dort sofort um einen Ausbildungsplatz beworben.
Brotdose als Eisbrecher
Paul wählte den ganz kurzen Dienstweg: Bekannte seiner Eltern führen einen Malerbetrieb, in den er in Kurz-Einsätzen auch schon reingeschnuppert hatte. Eine freundliche Anfrage beim Chef – und auch dieses Praktikum war unter Dach und Fach. Kommunikativer Eisbrecher an Tag eins war übrigens die Brotdose des bekennenden Schalke 04-Fans: »Als ich die in der Pause ausgepackt habe, haben die Kollegen sofort nachgefragt und wir haben uns dann oft über Fußball unterhalten. Und natürlich gab es auch mal einen blöden Spruch über Schalke, das war wie in der Schule.«
Schüler drei ist Felix, er ist wie seine Freunde 15 Jahre alt und sein Praktikumswunsch war für ihn schon lange klar: Landschaftsgärtner. »Ich mähe bei uns zu Hause den Rasen und helfe einer älteren Nachbarin im Garten«, erklärt er seine Motivation; der Umgang mit Pflanzen und den Arbeitsgeräten mache ihm Spaß. Er bewarb sich per E-Mail beim Betrieb aus dem Nachbarort. Nach einer Woche Stille im Postfach nahm er allen Mut zusammen und rief an: Der Chef sei unterwegs, aber er werde sich noch heute zurückmelden, hieß es. Und dann schwieg man weiter. »Ich habe noch ein paar Tage gewartet und bin dann einfach hingefahren.« Vor Ort ging es schnell: Der Chef war da, nickte – und er hatte den Praktikumsplatz.
»Keine Lust auf Praktikanten«
Und dann ist da noch Max, der Autofan. Für ihn war klar: Praktikum bitte mit Geruch von Benzin, Öl und Reifen. Die Auswahl war entsprechend groß, geschraubt wird schließlich überall. 21 Bewerbungen schickte er an große und kleine Betriebe in der Region. Einer meldete sich schnell zurück: Betrieb zu klein, daher kein Platz für Praktikanten. Fünf weitere Mails rauschten herein, alle von der Sorte »Vielen Dank für Ihre Mail, wir melden uns schnellstmöglich zurück.« Dummerweise ließ danach keiner von ihnen mehr etwas von sich hören. Wir rechnen mit: Noch 15 Anfragen waren offen. Zwei verstanden Max’ Mail offenbar falsch: Um einen Ausbildungsplatz zu bekommen, möge Max doch sein Abschlusszeugnis mitschicken. Dann meldete sich der nächste Betrieb: Sehr gerne könne er den Platz haben – aber in der Werkstatt in Wegberg, also für ihn nicht zu erreichen. Da waren’s nur noch 12. Bei der Funkstille blieb es dann: »Die hatten alle wohl keine Lust auf Praktikanten oder keinen, der die Mails beantwortet«, lautete das trübe Fazit von Autofan Max.
Thema E-Mail: Warum hat er eigentlich nicht Instagram etwa oder TikTok genutzt? Die Antwort ist einhellig: »Solche Betriebe sind da doch nicht dabei oder sie posten nur belanglose Inhalte oder irgendwas, was nicht von ihnen stammt«, urteilt Max. »Die meinen, sie müssten da so eine Art Jugendsprache sprechen«, befindet Jan, wirklich überzeugend sei das nicht. Max gab seine Versuche in Sachen Kfz-Praktikum echt enttäuscht auf. Weil die Zeit inzwischen drängte, machte er dann das erstbeste Praktikum im Einzelhandel in Aachen. »Die waren alle sehr nett, aber geholfen hat mir das nicht.«
Eine gute Adresse bei der Suche nach freien Praktikumsplätzen ist die Praktikumsbörse der Handwerkskammer
Hier können sich Betriebe mit Praktikums-Angeboten aufnehmen lassen - Schülerinnen und Schüler finden über Suchfunktionen den passenden Betrieb. Außerdem gibt es dort Informationen für Eltern, Lehrerinnen und Lehrer. Ferner steht die Ausbildungsberatung der Kammer sowohl Betrieben als auch Interessierten mit Rat und Tat zur Seite beim Start in die Handwerkskarriere:
- Bianca Mandt, Tel.: 0241 471-175, bianca.mandt@hwk-aachen.de
- Florian Ophoven, Tel.: 0241 471-168, florian.ophoven@hwk-aachen.de
- Jürgen Schumacher, Tel.: 0241 471-167, juergen.schumacher@hwk-aachen.de