Vollversammlung
Handwerkskammer Aachen, Adobe Stock

Pressemitteilung vom 19.11.2025Klare Forderungen und eine Kampfansage

Herbstvollversammlung: HWK-Präsident Herwartz will Schwarzarbeit intensiver bekämpfen und wünscht sich mehr Unterstützung aus Berlin.

Das Handwerk geht selbstbewusst und stark in die Wintermonate – doch die Unzufriedenheit mit der Politik trübt das Bild: Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen, wies bei der Herbstvollversammlung der Kammer in Heinsberg-Oberbruch auf die fehlende Unterstützung durch die Regierungsparteien hin: «Die Politik in Berlin erfüllt noch lange nicht die Erwartungen, die das Handwerk an die Koalition hat.» Die Kammer mit ihren 17.500 Mitgliedsbetrieben sei ein «bedeutender Bildungs- und Weiterbildungsträger» erklärte Herwartz und verwies auf die fünf Bildungszentren im Kammerbezirk. Der Bundeshaushalt sehe Mittel für die handwerklichen Bildungsstätten vor, doch könne man den Modernisierungsstau damit bei weitem nicht auflösen. Herwartz hatte daher seine Hoffnungen auf die Investitionssoffensive der Bundesregierung gesetzt – doch im 500-Milliarden-Euro-Paket berücksichtige man zwar Kindergärten und Schulen, aber nicht die Bildungsstätten des Handwerks.

Vor den Mitgliedern der Vollversammlung, die sich aus Vertretern der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerseite im Handwerk zusammensetzt, stellte er das Konzept des bei der Kammer angesiedelten Welcome Centers vor, das die Integration und Qualifikation ausländischer Fachkräfte vereinfachen und stärken soll. Herwartz wies zudem auf eine Generationsfrage hin, die das Handwerk beschäftige: Derzeit seien rund 3000 Betriebe im Kammerbezirk auf der Suche nach Nachfolgern, die Zahl werde in den kommenden Jahren weiter steigen. Er appellierte an die Betriebe, die Übergabe bereits frühzeitig anzugehen und damit ihren Fortbestand zu sichern.

Herwartz kritisierte die «Zwei-Klassen-Gesellschaft», die selbständige Mütter im Handwerk belaste: «Angestellte Mütter genießen Mutterschutz, der die Gesundheit in den Mittelpunkt stellt. Selbständige Frauen gehen leer aus und sind aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, bis kurz vor der Geburt und möglichst bald danach wieder zu arbeiten.» In Richtung Berlin forderte Herwartz daher mehr finanzielle Unterstützung und intensivere Beratung für die Mütter im Handwerk. Er lobte die von den Kreisen Euskirchen und Düren angebotenen Meisterstipendien für Handwerker, die sich nach der Meisterprüfung bereit erklären, in ihrem Gewerk der Region für mindestens fünf Jahre zu bleiben. Die Städteregion Aachen plane ebenfalls ein solcher Fördermodell – nur aus dem Kreis Heinsberg seien noch keine entsprechenden Pläne bekannt. Herwartz bat die anwesenden Bürgermeister aus dem Kreisgebiet um Unterstützung, um die letzte «Förderlücke» im Kammerbezirk tilgen zu können. Schließlich kündigte er eine Offensive im Kampf gegen die Schwarzarbeit im Handwerk an: «Wir können keinen unrechtmäßig arbeitenden Betrieb dichtmachen oder eine Baustelle stilllegen – auch wenn ich persönlich das liebend gerne täte», bekannte er. Das sei nur von den Behörden des Kammerbezirkes zu leisten. Die Kammer werde Anfang 2026 sie und weitere Akteure an einen Tisch bringen und damit der Schwarzarbeit deutlich entgegentreten: «Denn eines muss uns allen klar sein: Schwarzarbeit fügt der Gesellschaft und allen rechtmäßig tätigen Betrieben im Handwerk einen immensen finanziellen Schaden zu. Vom Imageschaden für das Handwerk durch unlautere Wettbewerber ganz zu schweigen.»