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Pressemitteilung vom 18.04.2024Konjunkturumfrage Handwerk: Die Stimmung im Handwerk kühlt sich ab

Rückläufige Bauvorhaben belasten Unternehmen. Handwerkskammer Aachen sieht Handlungsbedarf bei der Politik.

Aachen. „Die wirtschaftliche Situation des Handwerks im Kammerbezirk Aachen hat sich eingetrübt, womit sich die Prognosen des Herbstes 2023 bestätigt haben. Haupttreiber des Abschwungs war die Zurückhaltung bei Wohnungs- und Büroneubauten, was sich inzwischen nicht nur im gesamtwirtschaftlich wichtigen Bauhaupt-, sondern zunehmend auch im Ausbaugewerbe in leereren Auftragsbüchern niederschlägt.“ Dies hat Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Aachen, heute bei der Vorstellung der Ergebnisse der Konjunkturumfrage Frühjahr 2024 bilanziert. Zahlreiche Handwerksbereiche blicken laut Untersuchung besorgt auf die kommenden Monate, da in vielen Betrieben mit Umsatzrückgängen gerechnet werde. An der Umfrage beteiligten sich 801 Betriebe aus dem gesamten Kammerbezirk.

„Bei der letzten Umfrage standen viele Ampeln vor allem im Baubereich auf Gelb, inzwischen sind einige in Anbetracht der weiterhin hohen Bauzinsen und zu geringer politischer Unterstützung auf Rot gesprungen“, so Stoffels weiter. Speziell die Gerüstbauer, Maurer und Betonbauer sowie die Zimmerer spürten inzwischen deutlich die Bauzurückhaltung.  „Glücklicherweise schlagen sich diese negativen Zahlen noch nicht in einer stärker steigenden Arbeitslosenzahl auf dem Bau nieder“, erläuterte Stoffels. Aber die Zukunft verspricht nicht viel Gutes. Denn auch für das Sommerhalbjahr erwartet die Mehrheit der im Hochbau tätigen Betriebe rückläufige Auftrags- und Umsatzzahlen. Vor diesem Hintergrund appelliert die HWK Aachen an die politischen Entscheidungstragenden, den beim Wohnungsbaugipfel im September 2023 erarbeiteten Vierzehnpunkteplan konsequent umzusetzen. „Mit der kürzlich verabschiedeten Einführung einer fünfprozentigen degressiven Absetzung für Abnutzung (AfA) wurde ein erster wichtiger Schritt gemacht. Weitere müssen folgen, um eine Krise am Wohnungsbau noch zu verhindern“, unterstrich Stoffels. Hierzu gehört aus Sicht des Handwerks vor allem ein Entbürokratisierungsgesetz, das die Genehmigung und den anschließenden Bau von Gebäuden deutlich beschleunigt.

Anders präsentiert sich die Situation in den klimarelevanten Berufen, zu denen unter anderem die Dachdecker und Elektriker gehören. Hier überwogen in der Umfrage die positiven Rückmeldungen und auch der Ausblick ist optimistisch, da weiterhin viele Immobilienbesitzer in die energetische Sanierung ihrer Häuser und Wohnungen investierten. „Noch etwas besser gestimmt sind die Straßenbauunternehmen, die stark an der Vielzahl der Autobahnbaustellen, der Milliardeninvestitionen der Bahn oder der Sanierung von Abwasserkanälen partizipieren“, führte Stoffels. 88 Prozent der Befragten berichteten von „guten“ oder „befriedigenden“ Ergebnissen im vergangenen halben Jahr, da die Auftragsbücher weiterhin voll seien. Diese positive Stimmung soll laut Umfrage in den kommenden Monaten anhalten. 83 Prozent der Straßenbaufirmen rechnen mit einer mindestens konstanten Geschäftslage aufgrund anhaltend hoher Auftragseingänge.

Unternehmen suchen neues Personal

„Speziell in den stark ausgelasteten Berufsgruppen ist der Personalbedarf besonders hoch. So gibt es aktuell viele Vakanzen bei den Betrieben im Straßenbau oder bei den Elektronikern und den Informationstechnikern“, gab Stoffels zu Protokoll. Das spürt auch die HWK Aachen, die in ihrem Bildungszentrum BGZ Simmerath vor einiger Zeit die Ausbildungskapazitäten für Straßenbauer um 30 Prozent erhöhte und sehr hohe Teilnehmerzahlen in den Meisterschulen Sanitär, Heizung und Klima sowie Elektro verzeichnet. „Bei den Elektronikern gibt es erst ab 2028 wieder freie Meisterschulplätze“, so der HWK-Hauptgeschäftsführer. Erfreulich sei zudem: Nach schwierigen Jahren suchten auch die Bäckereibetriebe vermehrt Personal. Nach Schätzungen der HWK Aachen fehlen im Kammerbezirk derzeit rund 4.000 Fach- und unzählige Hilfskräfte über alle Handwerksgewerke hinweg.

Große regionale Unterschiede

Der Detailblick in die vier Landkreise des Kammerbezirks offenbart wie im Herbst 2023 große regionale Unterschiede, wobei sowohl in der StädteRegion Aachen als auch in den Landkreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg alle Eckwerte schlechter als vor einem halben Jahr ausfielen. Unter dieser Grundprämisse liefen die Geschäfte der Handwerksbetriebe in den vergangenen sechs Monaten in der StädteRegion Aachen noch am besten, die in fast allen Bereichen (Geschäftslage, Beschäftigung und Auftragseingänge) die Top-Platzierung einnahm. Dahinter folgt der Kreis Düren: Von den knapp 3.600 Betrieben bewerteten 82 Prozent ihre Geschäftslage als „gut“ oder „befriedigend“. Damit war vor einigen Monaten noch nicht zu rechnen, da die Betriebe rund um die Rur im Herbst noch äußerst pessimistisch auf Herbst/Winter 2023/24 blickten. „Anders ist die Situation erneut in den Landkreisen Heinsberg und Euskirchen. Dies resultiert vor allem aus einem deutlichen Auftragsrückgang“, bekundete Stoffels. Während in Heinsberg 42 Prozent sinkende Auftragszahlen verzeichneten, waren es in Euskirchen 45 Prozent. Entsprechend negativ fielen auch die Umsatzentwicklungen aus. Somit bestätigten sich die Prognosen vom Herbst vergangenen Jahres und damit die Einschätzung der HWK Aachen sowie des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, dass die Krise am Immobilienmarkt zu nachhaltigen Problemen im Handwerk führen könnten. „Gerade in den beiden traditionell stark von Bauunternehmen geprägten Landkreisen Euskirchen und Heinsberg zeigt sich das in den neuen Daten. Die kommenden Monate versprechen wenig Besserung. Da die Zahl von genehmigten Bauanträgen weiterhin rückläufig ist, werden die Auftragsbücher im Hoch- und Ausbaugewerbe immer leerer“, sagte Stoffels. Damit einhergehen werde voraussichtlich auch ein Personalabbau in beiden Landkreisen, wobei dieser laut den aktuellen Zahlen in Heinsberg kleiner als in Euskirchen ausfallen sollte.

Geschaefts-Auftragslage

Geschaeftslage-Vorhalbjahr

Arbeitsmarkt-Personal

Prognose





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Als regionale Dachorganisation vertritt die Handwerkskammer Aachen die Interessen von rund 17.500 Handwerksbetrieben mit ihren über 85.000 Angestellten und knapp 5.400 Lehrlingen in der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg. Mit einem Umsatz von circa zehn Milliarden Euro ist das Handwerk eine der wirtschaftlichen Stützen im Kammerbezirk.

Downloads

Alle nachfolgenden Statements sind von Hauptgeschäftsführer Georg Stoffels.

1. Wie ist die aktuelle Situation im Handwerk? 
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2. Wie fallen die Prognosen aus?
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3. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Lage in der Städteregion Aachen? Dieser Inhalt wird Ihnen aufgrund Ihrer aktuellen Datenschutzeinstellung nicht angezeigt. Bitte stimmen Sie den externen Medien in den Cookie-Einstellungen zu, um den Inhalt sehen zu können.
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4. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Lage im Kreis Düren?
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5. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Lage im Kreis Euskirchen?
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6. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Lage im Kreis Heinsberg?
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