
Symbolischer Start: NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (2.v.r) übergab den Förderbescheid an die Vertreter der HWK Aachen.
News vom 15.10.2025Willkommen in Deutschland
Welcome Center hilft bei der Integration - und holt Fachkräfte fürs Handwerk ins Land
Nein, die Wundermaschine gegen gesellschaftliche Probleme kann das Welcome Center nicht sein: Fragen der Integration auf der einen und der Fachkräftemangel auf der anderen Seite lassen sich nun mal mit Förderzusage, Ministergrußwort und Konzeptpapier nicht auf der Stelle klären. Wenn die Initiative aber Fahrt aufnimmt, kann sie Betrieben fachkundiges, motiviertes Personal verschaffen und gleichzeitig Menschen aus dem Ausland eine Perspektive geben - gewohnt konstruktiv und gleichzeitig eingebunden in ein tragfähiges Netzwerk.
Das Welcome Center für das Rheinische Revier, das von der Handwerkskammer Aachen mit initiiert wird, ist ein Projekt im Rahmen der NRW-Fachkräfteoffensive. Träger ist der Westdeutsche Handwerkskammertag mit den Partnern IHK Mittlerer Niederrhein, Stadt Aachen e.V., Städteregion Aachen, Vereinigte Unternehmerverbände Aachen und QualiTec GmbH der Handwerkskammer Aachen. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann übergab jetzt den Förderbescheid für das auf zunächst auf ein Jahr festgeschriebene Projekt. Die Perspektiven gehen für Wilhelm Grafen aber deutlich weiter: »Eine Verlängerung über die Laufzeit hinweg kann ich mir sehr gut vorstellen. Vieles wird dabei davon abhängen, ob dieses Projekt weiter gefördert wird«, erklärte der QualiTec-Geschäftsführer.
QualiTec ist integrationserprobt
Und wenn es kein Geld mehr gibt? - Wenn die Strukturen stehen, sieht er gute Chancen, dass Betriebe und internationale Fachkräfte dennoch weiterhin von ihnen profitieren. Das Center wird mit zwei geförderten Stellen der QualiTec angegliedert - genau an der richtigen Stelle, findet Grafen: »Wir als QualiTec sind natürlich integrationserprobt und bereits von der Satzung her bestrebt, beste Integrationsarbeit zu erbringen.«
Natürlich steht die Beratung von Betrieben und ausländischen Arbeitnehmern im Mittelpunkt. Weil das Thema aber extrem vielschichtig ist, hat hier das Netzwerken eine besondere Bedeutung, das Welcome Center sieht sich daher in einer Mittlerfunktion zwischen Arbeitgebern, ausländischen Fachkräften, Politik und Behörden. Mit welchen komplexen Fragen sich das Welcome Center künftig beschäftigt, machen schon einige Stichworte deutlich: Entbürokratisierung bei der Einreise und bei der Arbeitserlaubnis etwa oder die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen. Ist der Mécanique Automobile aus Marokko genauso fit an der Hebebühne wie ein deutscher Geselle, gibt es Parallelen zwischen dem Ausbildungsplan Painting and Decoration in Nigeria und der deutschen Malerausbildung, welche ausländische Qualifikation ist dem Meister gleichzusetzen?
Bewertung der Qualifikationen
Umgang und Bewertung ausländischer Ausbildungen und Abschlüsse werden von großer Bedeutung sein, hier sind gezielte Qualifizierungen zum Niveau-Ausgleich ebenso wichtig; vorgesehen ist etwa ein »Pakt« zwischen Betrieb und potenziellem ausländischen Mitarbeiter: »Anerkennungspartnerschaft« heißt das Modell, in dem sich beide Seiten verpflichten, die berufliche Qualifizierung anzugehen, damit die fachliche Anerkennung zu erreichen und so dafür zu sorgen, dass aus dem ausländischen Kräften auf Dauer ein neuer Kollege wird.
Die HWK Aachen hat vorgelegt
Die Handwerkskammer kann auf geleistete Vorarbeit verweisen: Seit 2019 gibt es das Projekt »Werkzeugkoffer Deutsch«, das sich an Fach- und Hilfskräfte mit Berufserfahrung im Ausland wendet. Und dann ist da noch die Initiative »Botschafterinnen und Botschafter des Handwerks«: Auszubildende, Gesellen und Betriebsinhaber mit Migrationshintergrund berichten dabei ehrenamtlich von ihrer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt. Wilhelm Grafen weiß um den Wert des Welcome Center-Projektes für die deutsche Gesellschaft: »Wir benötigen all diese Menschen, denn ohne unsere Mitmenschen mit Migrationshintergrund dreht sich in unserem Land nichts mehr. Ganz zu schweigen davon, dass sich dann auch unsere Sozialversicherungssysteme verabschieden würden.«