Die Verbindung von Handwerk und Hightech lebt Daniel Rau täglich – und sucht zugleich den Ausgleich in der Fotografie.
Handwerkskammer Aachen - Doris Schlachter
Die Verbindung von Handwerk und Hightech lebt Daniel Rau täglich – und sucht zugleich den Ausgleich in der Fotografie.

News vom 02.09.2025Zwischen Schaltplänen und Spiegelreflex

Daniel Rau vereint Handwerk und Fotokunst. Dritter Platz beim Photo-Award.

Von Doris Schlachter

In seinem beruflichen Alltag arbeitet Daniel Rau mit Stromlaufplänen, Sensoren und Automatisierungstechnik. Präzision, Struktur und technische Normen bestimmen seinen Arbeitsrhythmus. Doch wenn er zur Kamera greift, öffnet sich ein ganz anderer Raum – einer voller Emotionen, Begegnungen und kreativer Freiheit. Der 38-Jährige ist Mechatroniker – und Fotograf aus Leidenschaft.

Sein jüngster Erfolg: Beim Photo-Award der Handwerkskammer Dortmund hat Daniel Rau den dritten Platz belegt. Eingereicht hatte er ein Porträt der Tischlerin Jule Rombey, aufgenommen in deren väterlichen Werkstatt im Selfkant – atmosphärisch dicht, handwerklich präzise und mit einem Blick fürs Wesentliche. „Jule ist sehr fotogen, das war einfach“, sagt Daniel bescheiden über seine Arbeit. Dennoch stecken Erfahrung und Gespür hinter dem Bild, das unter dem Motto „Schritte aus Holz“ Teil eines Fotowettbewerbs wurde. Über 150 Fotografinnen und Fotografen aus ganz Deutschland hatten Beiträge zum Thema „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“ eingereicht.

Dabei ist Daniel Rau kein gelernter Fotograf. Mit 16 Jahren beginnt er seine Ausbildung zum Mechatroniker bei Derichs in Übach-Palenberg – als einer der ersten Jahrgänge in diesem damals neuen Ausbildungsberuf. Schnell wird klar: Technik liegt ihm. 2007 schließt er als Innungsbester ab, macht sein Fachabitur in Elektrotechnik und startet dann eine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr. Es folgen Auslandseinsätze, ein Studium der Elektrotechnik und Technischen Informatik, Projektarbeit auf Ölbohrinseln, Inbetriebnahmen weltweit. Heute arbeitet Daniel beim Start-up IonKraft, einer Ausgründung der RWTH Aachen. Dort entwickelt er mit einem interdisziplinären Team Maschinen für die Beschichtung von Kunststoffverpackungen – recyclingfähig und zukunftsweisend. „Ich bin der einzige Geselle unter lauter Akademikern“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Sein technisches Handwerk hat ihn nie losgelassen. „Was ich bei Derichs gelernt habe, mache ich im Kern auch heute noch“, betont er. Die Verbindung von Handwerk und Hightech lebt er täglich – und sucht zugleich den Ausgleich in der Fotografie.

Den Auslöser dafür lieferte ein privates Ereignis: Für die eigene Hochzeit baute Daniel eine Fotobox. Die kam so gut an, dass er begann, sich intensiver mit der Fotografie auseinanderzusetzen. „Ich habe mir viel selbst beigebracht, mich online weitergebildet und mich mit Fotografen aus der Region vernetzt“, erzählt er. Foto-Walks, Workshops, Austausch – learning by doing. Heute fotografiert Daniel Hochzeiten, Firmenporträts und Industrieanlagen – unter dem Namen Photobox Heinsberg.

Beim Photo-Award der Handwerkskammer Dortmund hat Daniel Rau den dritten Platz belegt. Eingereicht hatte er ein Porträt der Tischlerin Jule Rombey, aufgenommen in deren väterlichen Werkstatt im Selfkant
Daniel Rau

„In der Programmierung ist alles genormt und reglementiert – da bleibt wenig Raum für Kreativität. Die Fotografie ist mein Ausgleich“, erklärt er. Während in der Industrie die Maschinen kühl und technisch wirken, sucht Daniel in der Fotografie nach dem richtigen Moment, dem perfekten Licht, dem Ausdruck im Gesicht. „Bei Hochzeiten geht es um Emotionen, um echte Augenblicke – da kann man nichts nachstellen, weil es meiner Meinung nach dann nicht authentisch ist. Das macht es besonders, aber auch anstrengend.“

Der Kontakt zu Jule Rombey entstand über das Netzwerk „Handwerk hilft“. Daniel stellte ihr seine Fotobox für einen Aktionstag zur Verfügung – und griff nebenbei selbst zur Kamera. Die Bilder gefielen. Als später der Aufruf zum Photo-Award kam, fragte Jule direkt bei ihm an. „Wir haben das zwischen Tür und Angel besprochen, ein kurzer Termin, 3.000 Aufnahmen in anderthalb Stunden – fünf davon habe ich eingeschickt.“ Dass seine Serie letztlich prämiert wurde, freut ihn sehr. Vor allem, weil es zeigt, was alles im Handwerk steckt.

Aktuell tritt das Fotografieren etwas in den Hintergrund: Daniels Sohn ist anderthalb Jahre alt, der Alltag dicht getaktet. „Das ist mein aktuelles Langzeitprojekt“, sagt er lachend. Doch ganz lässt ihn die Fotografie nicht los. Demnächst steht wieder eine Hochzeit an. Und wer weiß: Das nächste Projekt ist meistens nur einen Augenblick entfernt.