Frühjahrsvollversammlung der Handwerksxkammer Aachen Schlagwort(e): Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen (l) - Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (M) - Ge, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen (r)
Handwerkskammer Aachen

Pressemitteilung vom 07.06.2023Werkunterricht sollte verpflichtendes Schulfach werden

Handwerkskammer Aachen lobt NRW-Fachkräfteoffensive und fordert schnellere Bearbeitung von Anträgen auf Meister-BAföG.

Aachen. „Wenn NRW wie geplant Bildungsland Nummer eins in Deutschland werden will, muss die Berufsorientierung und die praktische Vorbereitung auf das Leben einen viel höheren Stellenwert in den Schulen einnehmen. Hierzu gehört beispielsweise auch die verpflichtende Einführung von Werkunterricht in allen Schulformen, damit Schülerinnen und Schüler auch solche Tätigkeiten kennenlernen.“ Das hat Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Aachen, heute bei der Vollversammlung der Kammer im Aachener Rathaus gefordert. In Bayern wurde kürzlich der obligatorische „Tag des Handwerks“ an allen allgemeinbildenden Schulen eingeführt. Ziel des Vorhabens ist es, Schülerinnen und Schülern handwerkliche Tätigkeiten näherzubringen und die attraktiven Berufsfelder des Handwerks begleitend zum Unterricht praxisnah vorzustellen.

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Nur durch eine echte Bildungswende könne der Fachkräftekatastrophe entgegengewirkt werden. Allein im Kammerbzeirk Aachen fehlen nach Schätzungen der Handwerkskammer etwa 4.000 Fach- und unzählige Hilfskräfte. „Wer die Klimawende will, muss gleichzeitig auch Ja zur Stärkung der beruflichen Bildung sagen. Denn all die neuen Wärmepumpen bauen sich nicht von allein ein, Sonnenkollektoren gelangen nicht von Geisterhand auf die Dächer und Schienenwege lassen sich nicht von KI reparieren“, so Herwartz weiter. Das Handwerk stehe bereit, den jungen Menschen auch ohne formalen Schulabschluss den Weg in eine gute Zukunft zu ebnen. „In vielen Schulabbrechern schlummern enorme Potenziale. Als Gesellschaft können wir es uns schlichtweg nicht länger leisten, diese ungenutzt oder in schlecht bezahlten Hilfsjobs liegen zu lassen“, unterstrich Herwartz.

 Vor diesem Hintergrund habe die Handwerkskammer in Zusammenarbeit mit ihren Partnern die Werbung für die duale Ausbildung noch einmal deutlich ausgeweitet: sei es im Einkaufszentrum, auf Jobmessen, in Schulen selbst oder auch in der JVA Heinsberg beim Projekt „Handwerk im Hafthaus“. Zudem intensivierten die Betriebe ihr Engagement um die Gesellinnen und Gesellen von morgen, starteten eigene Aktionen auf Social Media oder erstellten wie zuletzt die Baugewerbe-Innung Heinsberg und die Straßenbau-Innung Rurtal moderne Karrierewebseiten –  www.karriere-am-bau.de.

 

Meisterprämie wichtiges Signal für berufliche Bildung

Zugleich lobte Herwartz die Fachkräfteoffensive des Landes Nordrhein-Westfalen: „Die Einführung der Meisterprämie in Höhe von 2.500 Euro ab 1. Juli 2023 ist ein starkes Signal für die Aufwertung der beruflichen Bildung. Sie unterstützt die Meisterinnen und Meister, die für ihre Qualifikation im Gegensatz zu Studierenden viel Geld investieren müssen, bei der Existenzgründung und ist ein wichtiger Anreiz, den Meisterabschluss anzustreben.“ Kritisch ging der HWK-Präsident mit der weiterhin viel zu schleppenden Bearbeitung der Anträge auf Meister-BAföG ins Gericht. „Derzeit werden die Anträge von August 2022 bearbeitet. Das sind unhaltbare Zustände zu Lasten der jungen Menschen. Nicht wenige Meister erhalten erst nach ihren letzten Prüfungen den abschließenden Förderbescheid und damit auch erst nachträglich BAföG.“ Er appellierte erneut an die politisch Entscheidungstragenden, der Bezirksregierung Köln mehr Personal für die Antragsbearbeitung zur Verfügung zu stellen.

 

ZDH-Präsident plädiert für Bürokratieabbau

Gastredner bei der Vollversammlung war der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich. Er sagte: „Wer die Energiewende will, muss das Handwerk stärken. Die Politik mag der Architekt der grünen Transformation sein und ambitionierte Zielvorgaben zu Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Windrädern machen. Aber Handwerkerinnen und Handwerker sind die Umsetzer, die diese Pläne Wirklichkeit werden lassen. 60.000 zusätzliche Fachkräfte werden allein für den Wärmepumpenbau nach Schätzung von Branchenverbänden im Bereich Heizung-Klima-Sanitär bis 2030 gebraucht. Nur Ausbildung heute kann sicherstellen, dass wir diese Fachkräfte morgen auch haben. Genügend Ausbildungsplätze sind vorhanden, doch es fehlt an qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern. Damit sich wieder mehr junge Menschen für eine Karriere im Handwerk entscheiden und die Werkbank dem Hörsaal vorziehen, muss das überfordernde Maß an Bürokratie abgebaut und es muss vor allem eine Bildungswende herbeigeführt werden. Die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung muss sowohl finanziell als auch ideell gewährleistet werden und die vielfältigen Möglichkeiten beruflicher Qualifizierung an allen Schulformen vermittelt werden. Denn klar ist: Ein handwerklicher Beruf ist ein Karriereweg erster Wahl.“

Dittrich führte weiter aus: „Ein wettbewerbsfähiges Handwerk braucht wettbewerbsfähige Strompreise. Ein Sondertarif, der lediglich für die Industrie gilt und energieintensive Handwerksbetriebe wie etwa Bäckereien oder Textilreinigungen benachteiligt, schwächt das Handwerk – und damit beinahe zehn Prozent der Gesamtwirtschaft. Damit die Energiepreise insgesamt sinken, braucht es ein Strommarktdesign aus einem Guss, von dem alle profitieren. Bis dahin kann eine zeitlich befristete Privilegierung durchaus sinnvoll sein, allerdings eine, die dann auch für alle energieintensiven Betriebe und Unternehmen gilt und nicht nur für wenige.“



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