Handwerkskammer Aachen - Doris Schlachter
Polieren gehört zu den Lieblingsaufgaben von Marius Laufenberg. Er fühlt sich sehr wohl in seinem Ausbildungsbetrieb Barth & Schumacher in Eschweiler.

News vom 15.10.2025Frischer Lack, klare Perspektive

Marius Heiko Laufenberg startet bei Barth & Schumacher ins zweite Lehrjahr. Wie Projekte Jugendlichen Chancen im Handwerk eröffnen.

Von Doris Schlachter

Eine Mischung aus frischer Farbe, Kunststoff und Gummi liegt in der Luft. In der modernen Kabine zischt die Lackierpistole, in der Halle wird geschliffen, geschraubt, poliert und lackiert. Mittendrin: Marius Heiko Laufenberg. Der 17-Jährige aus Eschweiler hat gerade sein zweites Lehrjahr als Fahrzeuglackierer bei Barth & Schumacher begonnen. Jeden Morgen rollt er mit dem Motorrad oder Fahrrad an – kurze Wege zum Ausbildungsbetrieb, in dem Karosserien repariert, Fahrzeuge instandgesetzt und Lacke auf Hochglanz gebracht werden. „Besonders mag ich Vorarbeit und Polieren, aber auch Füllern in der Lackierkabine“, sagt er.

Seine erste Aufgabe an diesem Dienstagmorgen: Teile herausbringen, Klebereste von einem VW Golf entfernen, damit das Auto wieder aufbereitet werden kann. Routinetätigkeiten gehören ebenso dazu wie große Projekte. Besonders stolz ist Marius auf den Unterboden eines BMW Z3, den er von Anfang bis Ende mitbearbeiten durfte: „Der war komplett verrostet. Alles neu zu machen – da war ich schon stolz drauf.“

Seinen Einstieg ins Handwerk verdankt er dem Projekt „Rollende Meisterwerke“, das die Handwerkskammer Aachen gemeinsam mit dem Verein ANTalive und der Städtischen Gesamtschule Eschweiler (Waldschule) umgesetzt hatte. Zehn Tage lang verwandelten Jugendliche Skateboard-Rohlinge im Bildungszentrum TraCK in Düren in individuelle Kunstwerke, die sie am Ende mitnehmen durften.

Diese Erfahrung war eine Bereicherung für die persönliche Entwicklung und beeinflusste die berufliche Orientierung. Wilhelm Grafen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, zog seinerzeit eine positive Bilanz: „Das Projekt war erfolgreicher, als wir uns vorher erhofft hatten. Mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten, jetzt eine Ausbildung im Kfz-Bereich starten zu wollen. Das freut uns umso mehr, da einige im Schulalltag hohe Fehlzeiten hatten, nun im TraCK aufgeblüht sind und ihre Berufung im Handwerk gefunden haben.“

Für Marius war es der Türöffner – mit Vollgas ins Kfz-Handwerk. Sein Board hängt noch heute in seinem Zimmer – und der nächste Schritt war schnell klar: ein Praktikum bei Barth & Schumacher, danach der Ausbildungsvertrag. „Die Erfahrungen aus dem Projekt haben mir geholfen“, erzählt er. „Es war kein Kaltstart.“

An seinem Beruf begeistert ihn die Abwechslung. „Es führen oft mehrere Wege zum Ergebnis. Ich mache nicht jeden Tag dasselbe. Das gefällt mir.“ Seine ab und zu mangelnde Konzentration gefällt dem 17-Jährigen dagegen nicht: „Mir fällt es manchmal schwer, den Kopf zusammenzuhalten. Aber meine Kolleginnen und Kollegen helfen mir immer. Das Arbeitsklima ist sehr gut, ich verstehe mich bestens mit den anderen.“

Dass die Atmosphäre stimmt, ist kein Zufall. Carmen Turbanski, die gemeinsam mit ihrem Mann Dirk den Betrieb leitet, setzt auf familiäre Strukturen. „Auch wenn es beim fünften Mal nicht funktioniert, wird hier niemandem der Kopf abgerissen“, sagt die Doppel-Meisterin, die die Berufe Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerin sowie Fahrzeuglackiererin von der Pike auf gelernt hat. Ihr Vater gründete den Betrieb 1995, seit 2005 führt sie ihn mit ihrem Mann weiter. „Mir ist die Arbeitseinstellung und das Menschliche wichtig. Dann geht das andere meistens von ganz alleine.“ Den Turbanskis werde in der Branche öfter nachgesagt, dass sie eh alles anders machen würden. „Ja“, betont die 51-Jährige, „und damit habe ich auch Erfolg“.

Die Förderung junger Menschen liegt ihr am Herzen. „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, auszubilden. Das ist manchmal herausfordernd, weil ich viel Zeit und Geduld investieren muss. Aber das ist es auf jeden Fall wert. Ich bin stolz auf die Früchte.“ Ihr Auszubildender sei interessiert und motiviert, gebe nie auf und erhalte auch in den überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen positive Rückmeldungen. „Natürlich müssen wir noch an Kleinigkeiten arbeiten, etwa an Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Aber in Marius steckt viel.“

Barth & Schumacher bildet in den Berufen Karosserie- und Fahrzeugbaumechanik sowie Fahrzeuglackierer aus. Restaurierungen und komplette Unfallinstandsetzungen gehören zum Alltag. Gleichzeitig investieren die Turbanskis in die Zukunft: Jeder Mitarbeitende hat ein iPad, die Digitalisierung wird konsequent vorangetrieben. Dazu kommen Angebote wie regelmäßig gesundes Frühstück, wöchentliche Physiotherapie im Betrieb, gemeinsame Ausflüge, Grillabende und Weihnachtsfeiern. Für ihr betriebliches Gesundheitsmanagement ist die Firma von der IKK classic ausgezeichnet worden. Auch gesellschaftliches Engagement gehört dazu: Beim WDR-Weihnachtswunder hat das Team gesammelt und gespendet. Zum guten Betriebsklima tragen neben der gelebten Teamkultur auch zwei tierische Kollegen bei: Golden Retriever Henry und Cocker Spaniel Lisa, die für gute Laune in den Betriebsräumen sorgen.

Dass die Mannschaft eng zusammensteht, zeigt sich auch in der geringen Fluktuation. „Wir haben kein Fachkräfteproblem. Bei uns sind alle Mitarbeitende seit über zehn Jahren im Betrieb“, sagt Carmen Turbanski. Und: „Unsere Azubis bleiben meistens hier und entwickeln sich zu tollen Menschen und Handwerkern.“

Auch Marius Heiko Laufenberg möchte dazugehören. „Wenn ich die Ausbildung schaffe, will ich gerne hierbleiben.“ Seine Chefin hofft das ebenfalls: „Ich wünsche mir, dass er im Handwerk bleibt.“