
Pressemitteilung vom 16.10.2025Handwerk im Aufwind
Konjunkturerwartungen hellen sich auf. Bundespolitik muss verlässliche Rahmenbedingungen für Betriebe und Kundschaft schaffen.
Aachen. Nach einem durchwachsenen Jahresstart ist im gesellschaftlich unverzichtbaren regionalen Handwerk in den vergangenen sechs Monaten der Optimismus zurückgekehrt. Die rund 17.500 Handwerksbetriebe hoffen im angekündigten „Herbst der Reformen“ auf eine weitere Belebung des Geschäfts. Das zeigt die Herbstkonjunkturumfrage 2025 der Handwerkskammer (HWK) Aachen, an der sich 550 Betriebe aus der StädteRegion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt haben.
„Die Bundesregierung ist nun gefordert, ihren zahlreichen Ankündigungen Taten folgen zu lassen – damit aus der Aufbruchsstimmung tatsächlich positive Konjunkturimpulse entstehen“, betonte HWK-Hauptgeschäftsführer Georg Stoffels bei der Vorstellung der Ergebnisse. Gerade angesichts der Negativschlagzeilen aus der Industrie sei das entscheidend, um den Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig zu sichern. „Die führenden Wirtschaftsinstitute rechnen für 2026 mit einem Wachstum von 1,3 Prozent. Dieses Ziel lässt sich aber nur mit einer starken Binnennachfrage – und damit mit einem starken Handwerk – erreichen.“
Wohnungsbau zieht an
Laut der Herbstumfrage bewerteten 79 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre Geschäftslage im vergangenen halben Jahr als „gut“ oder „befriedigend“ – im Frühjahr waren es 76 Prozent. Auch die Auftragslage hat sich verbessert: 63 Prozent berichten von steigenden oder stabilen Auftragszahlen (Frühjahr: 57 Prozent).
Getragen wird der beginnende Aufschwung vor allem vom positiven Trend im Hochbau. „Nachdem die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen jahrelang stark rückläufig war, haben sich die Vorzeichen inzwischen gedreht“, so Stoffels. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden von Januar bis Juli rund 132.000 Neu- und Umbauten von Wohnungen genehmigt – ein Plus von 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie spricht bereits von einem „Hoffnungsschimmer“, der vor allem auf die Belebung im Einfamilienhausbau zurückzuführen ist.
Politik muss handeln statt debattieren
Gleichzeitig zeigt die Umfrage, dass viele Betriebe große Erwartungen an das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen knüpfen. Im Bau- und Ausbaugewerbe rechnen jeweils mehr als zwei Drittel mit stabilen oder steigenden Auftragszahlen. „Entsprechend darf das Sondervermögen nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern genutzt werden, sondern muss tatsächlich in zusätzliche Bau- und Infrastrukturprojekte fließen“, forderte Stoffels mit Blick auf die jüngsten politischen Diskussionen. „Die Begriffe Infrastruktur und Investitionen werden mittlerweile inflationär verwendet, um fast jede Ausgabe über das Sondervermögen zu finanzieren. Das verunsichert Betriebe, die gerade jetzt in Menschen und Material investieren wollen.“ Aktuell dominierten jedoch unnötige politische Debatten über die Energiewende, das Vergaberecht und unklare Förderbedingungen. „Die Wirtschaft braucht Planungssicherheit“, so Stoffels. „Widersprüchliche Aussagen aus den Bundesministerien sind keine verlässliche Grundlage für Betriebe – insbesondere im Bau- und Ausbaugewerbe.“ Er forderte klare Zusagen zur künftigen Förderhöhe für Photovoltaikanlagen, zur Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes sowie zur Bundesverkehrswegeplanung. Bereits heute zeige sich eine zunehmende Investitionszurückhaltung privater und gewerblicher Eigentümer bei Wärmepumpen oder PV-Anlagen, weil die Förderbedingungen unklar seien.
Regionale Unterschiede werden kleiner
„Dank der Belebung im Hochbau ist die wirtschaftliche Lage im Kammerbezirk deutlich homogener als in den Vorjahren“, erläuterte Stoffels. „Besonders in den Landkreisen Heinsberg und Euskirchen, wo viele große Baubetriebe ansässig sind, wirkt sich das positiv aus.“
So nimmt der Kreis Euskirchen, der zuletzt oft das Schlusslicht bildete, in der aktuellen Umfrage den Spitzenplatz ein: 83 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Im Kreis Heinsberg stieg der Wert von 75 auf 80 Prozent, auch im Kreis Düren zeigt sich eine leichte Verbesserung. Dort profitieren viele Betriebe von Aufträgen aus den Ballungsräumen Aachen und Köln sowie der weiterhin starken Industrie. In der StädteRegion Aachen blieb die Lage hingegen weitgehend stabil. Aufgrund der dortigen Handwerksstruktur haben sich die relevanten Kennzahlen kaum verändert – das Oberzentrum hat dadurch seine Spitzenposition der letzten Umfragen aber eingebüßt.
Service für Redaktionen:
- Die vollständige Konjunkturumfrage mit ergänzenden Grafiken und der Sonderauswertung nach Sparten und Kreisen (Städteregion Aachen, Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg) können Sie hier Konjunkturumfrage Herbst 2025 herunterladen.
- Alle Umfragen der Handwerkskammer Aachen finden Sie hierwww.hwk-aachen.de/umfragen.
- Diese Pressemitteilung können Sie unter www.hwk-aachen.de/pm-konjunktur-herbst2025 erreichen.
Als regionale Dachorganisation vertritt die Handwerkskammer Aachen die Interessen von rund 17.500 Handwerksbetrieben mit ihren über 84.000 Angestellten und knapp 5.400 Lehrlingen in der StädteRegion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg. Mit einem Umsatz von circa 10,5 Milliarden Euro ist das Handwerk eine der wirtschaftlichen Stützen im Kammerbezirk. An der Herbstkonjunkturumfrage der Handwerkskammer Aachen beteiligten sich knapp 630 Handwerksbetriebe.
Downloads:
Grafik 1: Geschäfts- und Auftragslage
Grafik 2: Arbeitsmarkt - Personal
Grafik 3: Prognose
Grafik 4: Regionale Unterschiede
Pressefoto 1: HGF Georg Stoffels
Pressefoto 2: HGF Georg Stoffels
Alle nachfolgenden Statements sind von Hauptgeschäftsführer Georg Stoffels:
1. Wie ist die aktuelle Situation im Handwerk?
01: Aktuelle-Situation-im-Handwerk.mp3
2. Wie fallen die Prognosen aus?
02: Ausblick-und-Prognosen.mp3
3. Wie lauten die Forderungen an die Politik?
03: Forderungen-an-die-Politik.mp3
4. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Lage in der Städteregion Aachen?
04: Lage-StaedteregionAachen.mp3
5. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Lage im Kreis Düren?
05: Lage-Kreis-Dueren.mp3
6. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Lage im Kreis Euskirchen?
06: Lage-Kreis-Euskirchen.mp3
7. Wie präsentiert sich die konjunkturelle Lage im Kreis Heinsberg?
07: Lage-Kreis-Heinsberg.mp3