Konjunkturumfrage 2021 - Herbst
Handwerkskammer Aachen

Pressemitteilung vom 21.10.2021Handwerksmotor brummt wieder

Konjunkturumfrage der Kammer: Lieferengpässe, fehlende Fachkräfte sowie Hygieneregeln wirken bremsend.

Aachen. „Positive wirtschaftliche Perspektiven haben einen ordentlichen Drive im Handwerk ausgelöst. Allerdings kann es derzeit leider seine volle Kraft nicht auf den Boden bringen, weil Liefer- und Materialengpässe, fehlende Fachkräfte in vielen Gewerken und die Corona-Hygieneregeln bei Friseuren und Kosmetikern diesen Schwung bremsen“, beschreibt Peter Deckers, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, die Ergebnisse der Herbstumfrage der Kammer bei ihren Mitgliedsbetrieben. „Die vom Hochwasser betroffenen Betriebe kämpfen sich schrittweise in den Markt zurück. Sie erhalten vielfach Hilfestellung von Betrieben aus dem gleichen Gewerk. Die Solidarität ist vorbildlich“, unterstreicht Deckers.

Aktuell bewerten 61 Prozent ihre Geschäftslage mit „gut“ und lediglich 8 Prozent mit „schlecht“. Der hohe Anteil von 92 Prozent positiver Bewertungen (Geschäftslage gut oder befriedigend) unterstreicht den Optimismus. Der Indikator ist seit dem Herbst 2020 um 15 Prozentpunkte gestiegen. Für das Winterhalbjahr rechnen 23 Prozent mit besseren und lediglich 12 Prozent mit schlechteren Geschäften; 65 Prozent erwarten Stabilität. „Das Corona-Tal liegt hinter uns, die Fundamentaldaten sehen ganz gut aus“, so Deckers.

Der Auftragsbestand hat sich nach dem Einbruch im Frühjahr bei vielen Betrieben verbessert. 85 Prozent melden aktuell entweder gestiegene Auftragsbestände oder gleich hohe Auftragspolster.

Die Auftragsreichweite beträgt durchschnittlich 10,4 Wochen. Im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe liegt sie mit 14,7 beziehungsweise 14,6 Wochen und bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf mit 12,7 Wochen deutlich darüber.

Der Gesamtumsatz legte bei vielen Betrieben zu: 36 Prozent fuhren ein Plus ein, 46 Prozent konnten ihr Niveau halten. 84 Prozent meinen, dass es im Winterhalbjahr ganz gut laufen wird.

58 Prozent der Betriebe haben höhere Verkaufspreise durchsetzen können, einerseits wegen der enormen Materialpreissteigerungen, andererseits wegen der starken Kundennachfrage.

Die Investitionsbereitschaft hat sich nach der Delle in 2020 spürbar verbessert: 80 Prozent investierten entweder mehr oder gleich viel in neue Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung. Der Optimismus ist zurück.

Erfreulicherweise ist die Beschäftigungslage im Handwerk sehr gut. 88 Prozent der Betriebe stellten entweder zusätzliches Personal ein oder behielten ihre Teamstärken bei. Im Winterhalbjahr gehen sogar 96 Prozent von einer positiven Beschäftigtensituation aus. Ob der weitere Beschäftigungsaufbau gelingt, ist fraglich, denn auf dem freien Markt stehen in allen Gewerken so gut wie keine zusätzlichen Fachkräfte zur Verfügung, um die Auftragsmenge zu bewältigen.

Die einzelnen Handwerksgruppen

Im Bauhauptgewerbe läuft es sehr gut: 100 Prozent melden eine gute oder befriedigende Geschäftslage. Die Lage sähe noch besser aus, wenn Liefer- und Materialengpässe sowie die Fachkräfteklemme nicht wären. Eine Sonderkonjunktur hat dem Bereich der enorme Reparatur- und Wiederaufbaubedarf aufgrund der Hochwasserschäden beschert. Ausgezeichnet ist die Lage aufgrund der gleichen Rahmenbedingungen wie im Bauhauptgewerbe auch im Ausbaugewerbe: 98 Prozent sind positiv gestimmt.

Die Stimmungslage der Handwerke für den gewerblichen Bedarf konnte sich auf hohem Niveau des Frühjahrs stabilisieren: 88 Prozent beurteilen ihre Lage mit „gut“ oder „befriedigend“.

Im Kfz-Gewerbe hat sich die Lage deutlich verbessert. Bei 79 Prozent liefen die Geschäfte gut oder befriedigend. Dennoch leiden 41 Prozent unter Auftragsrückgängen und 47 Prozent verzeichneten Umsatzeinbußen. Neuzulassungen liegen trotz Förderprämie für E-Autos deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Zudem bremst die Halbleiterproblematik den Verkauf von Neufahrzeugen.

Im Nahrungsmittelhandwerk laufen die Geschäfte zwar noch nicht so gut wie vor Corona, aber merklich besser: 86 Prozent melden eine gute oder befriedigende Entwicklung.

Bei den Meisterbetrieben im Gesundheitsgewerbe herrscht wieder sehr gute Stimmung nach dem Dämpfer durch die Pandemie-Restriktionen in 2020. 100 Prozent geben positive Bewertungen ab – bei 55 Prozent lief das Geschäft mit dem Verkauf von Hör-, Seh- und orthopädischen Hilfen besser als sechs Monate zuvor.

Bei den mehrfach vom Lockdown betroffenen Betrieben im personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe läuft es wieder etwas besser. 82 Prozent bewerten ihre Geschäftslage mit „gut“ oder „befriedigend“.

Die Regionen

Im vergangenen Halbjahr verzeichnete das Handwerk in den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg eine bessere Geschäftsentwicklung als in der Städteregion Aachen. 96 Prozent der Chefs im Kreis Düren gaben positive Rückmeldungen (Geschäftslage gut oder befriedigend) und 95 im Kreis Euskirchen sowie 93 Prozent im Kreis Heinsberg. Beim Handwerk in der Städteregion Aachen sind es lediglich 87 Prozent. Das ist ein sehr positives Zufriedenheitsniveau.

Lehrlinge und Fachkräfte

Bis 30. September haben 2.102 junge Menschen einen Lehrvertrag unterzeichnet. Das sind 6,97 Prozent, also 35 Verträge, mehr als zum Vorjahreszeitpunkt.

Info: Hier können Sie die gesamte Konjunkturumfrage abrufen, diese und alle weiteren Umfragen finden Sie unter www.hwk-aachen.de/umfragen.