JUSTIN BOCKEY

News vom 15.10.2025Vom Heizkeller auf die Bühne

Jan Paul Mohr verbindet Energie-Expertise mit klarer Sprache, nicht nur im Betrieb.

Text: Doris Schlachter

Bis vor kurzem war Jan Paul Mohr vor allem eines: SHK-Unternehmer aus Überzeugung. Digitalisierung, Social Media, Podcast – all das kam erst in den letzten Jahren mit Tempo dazu. Heute steht der Anlagenmechaniker- und Installateurmeister nicht nur für solide Handwerksarbeit in vierter Generation, sondern auch für pointierte Auftritte als Speaker. „Ich war immer extrovertiert, konnte reden – aber der alte Glaubenssatz ‚Sei bescheiden‘ hat mich gebremst“, sagt Mohr. Der Knoten platzte, als seine Lebensgefährtin ihn zu einem Seminar von Hermann Scherer „mitschleppte“: „Seitdem sprudeln die Ideen.“

Sein Bühnenprogramm entstand aus dem, was er seit Jahrzehnten kann: Energie erklären – verständlich, humorvoll, motivierend, ohne erhobenen Zeigefinger. Mohr erzählt vom Alltag, von Kindern, die zu „Energie-Monstern“ mutieren und Kühlschranktüren, die ewig offenstehen. Dahinter steckt Methode: Bewusstsein statt Belehrung. „Wer bewusst mit Ressourcen umgeht, bewirkt mehr, als viele Verordnungen je leisten.“ Dabei ist er Pragmatiker: Erst Bedarf senken, dann sinnvoll investieren. Wärmepumpen etwa seien kein Allheilmittel, aber „bei richtiger Auslegung eine sehr gute Lösung“. Die Förderung bewertet er positiv – unter der Bedingung, dass Anlagen seriös berechnet und sauber installiert werden.

Der erste große Live-Auftritt in Aachen wurde zur Lektion in Demut und Improvisation. „Wir hatten weniger Gäste als angemeldet, mein interaktives Konzept passte nicht. Also habe ich das Programm spontan umgeworfen.“ Am Ende gab es eine intensive fachliche Diskussion. Mohr nimmt’s sportlich: weitermachen, verbessern, dranbleiben. Bald steht ein Workshop an der Lee-Strasberg-Schule in New York auf dem Plan, inklusive Kurzauftritt am Broadway.

Trotz Speaker-Karriere bleibt Mohr Handwerker. Im Betrieb in Rothe Erde bildet er junge Menschen aus, tüftelt an Heizkonzepten und packt privat mit Leidenschaft an seinem eigenen „Grubenhaus“ in Alsdorf an – Dämmung, PV, Fassadenarbeit, alles in Eigenleistung. Im Unternehmen trägt er Verantwortung für 18 Mitarbeitende, fünf davon Azubis. Das prägt seinen Blick auf den Nachwuchs: „Gute Ausbildung braucht Zeit, Übung und ein Umfeld, das Fehler zulässt.“ Deshalb engagiert er sich im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Aachen und arbeitet an seiner Idee für ein Qualitätssiegel, das Betriebe auszeichnet, die nachweislich gut ausbilden.

Ein dritter Strang ist die Integration, die Jan Mohr am Herzen lieg. Er hat Geflüchtete eingestellt, Deutschunterricht organisiert und den „Werkzeugkoffer Deutsch“ mit ins Leben gerufen. Dass Bundesmittel zwischenzeitlich gekürzt wurden, ärgert ihn – umso mehr vertraut er auf Haltung im Team. „Entscheidend sind Wollen, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit. Den Rest kann man beibringen.“ Seine Erfahrung: Viele Zugewanderte arbeiten „mit Herz an der Sache“ und bereichern Betrieb und Kundschaft.

In der energiepolitischen Debatte wirbt Mohr für Maß und Mitte. Fernwärme kann eine Rolle spielen, sagt er, warnt aber vor Monopolen und Scheinlösungen. „Ich bin pro Umwelt, aber nicht gegen das Portemonnaie.“ Investitionen müssten sich für Familien auch mit knappem Budget lohnen – in 20 Jahren, nicht nur auf dem Flyer.

Was treibt ihn an – Handwerker, Unternehmer, Ausbilder, Speaker? „Hinter allem steht der Mensch“, sagt Mohr. Für seine Belegschaft und deren Familien will er verlässlich sein, für Kundinnen und Kunden verständlich, für das Publikum motivierend. Seine Botschaft an junge Leute: „Tu‘, was dein Herz dir sagt. Lass dich nicht in überholte Glaubenssätze pressen. Mut beginnt außerhalb der Komfortzone.“